Aufschwung durch die Industrialisierung

In der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhundert erlebte der zunächst über Jahrhunderte ausschließlich landwirtschaftlich strukturierte Ort eine signifikante Phase des Aufschwungs. Bis dahin lagen seit dem Mittelalter in weitem Kranz die vier kleinen Bauerschaften Clancdorpe, Nortorpe, Albrock (Aldedorpe) und Haswede, jeweils mit drei bis fünf Bauernhöfen, das Ortszentrum mit der Kirche, in dem allerdings nur locker aufgereiht ganz wenige Kötterhäuschen entlang der Hauptstraße standen. Es gab keine erkennbar geschlossene Siedlung mit einem Zentrum.

1871 schuf Wilhelm Gröning die erste Textilfabrik und legte damit den Grundstein zur Industrialisierung. Die entscheidende Voraussetzung hierfür war der Bau der Eisenbahnlinie Münster – Rheine, die darüber hinaus zur Nordsee, nach Osnabrück und Holland weiterführte. Daran erhielt das kleine Dorf Mesum einen Bahnhof und Haltepunkt und damit den wichtigen Anschluss an die weite Welt.

Weitere Textilfabriken wie Eggert & Dupré, Schürmann & Holländer, Kettelhack und Gebr. Schönthal, von denen heute aber keine mehr besteht, und andere Unternehmen (Fischräucherei, Eisengießerei, ect.) folgten alsbald innerhalb weniger Jahre. Die neuen Produktionsstätten lockten mit ihrem Arbeitsplatzangebot viele Menschen nach Mesum – zunächst aus dem Nachbarkreis Tecklenburg und dem Emsland, dann aber auch aus dem fernen Galizien. Die Einwohnerzahlen stiegen sprunghaft an, neue Siedlungen und Wohngebiete entstanden weitläufig um den alten Dorfkern, in dem sich im Sog der Industrialisierung neue kommunale und private Einrichtungen und Unternehmen niederließen: u.a. 1872 Postamt, 1884 Volksbank, 1905 Sparkasse, 1909 Krankenhaus, 1910 Standesamt und etwas später eine Außenstelle der Amtsverwaltung.

Eine weitere Folge des Bevölkerungszuwachses waren rasch notwendige Neubauten für die Mesumer Volksschule: 1871 einklassige Mädchenschule, 1904 zweiklassige Jungenschule, 1910 vierklassige Josefschule, 1931 vierklassige Franziskusschule. 1883 kam es gar mit der „Handwerker-Sonntagsschule“ zur Gründung einer gewerblichen Berufsschule in Form der „Handwerker-Fortbildungsschule“, die über fünf Jahrzehnte bestand.