Dorfkarnevalisten verwandeln Mesum in „Klein-Berlin“

Mesum – Spätestens in der fünften Jahreszeit, der Fastnacht, werden die Mesumer mitunter lautstark daran erinnert, dass ihr Stadtteil scherzhaft auch „Klein-Berlin“ genannt wird. Denn dieses lustige Brauchtum wird mit viel Klamauk und närrischem Getöse nur noch zur Karnevalszeit gepflegt, wenn die Dorfschützen den offiziellen Karneval eröffnen und dann gemeinsam mit den Feldkarnevalisten die Mesumer für eine kurze karnevalistische Session zu unwiesen Klein-Berlinern werden lassen.

Zwei Wochen vor der allgemein im weiten Deutschland üblichen Narrenzeit zu feiern, das ist der Historie geschuldet und weit mehr als über ein Jahrhundert zu belegen. Der Ursprung erklärt sich aus dem Brauch des 40-stündigen Gebetes, das früher in Mesum genau auf Karneval fiel und daher keinen Raum für Feiern und öffentliche Lustbarkeiten ließ. Darum zogen die cleveren Bürger ihre Feierlichkeiten einfach um zwei Wochen vor. Im Gegenzug hatten sie dafür dann 14 Tage später ausgiebig und konfliktfrei Zeit und Gelegenheit für den Kirchgang und zum stillen Gebet.

Aus diesem überlieferten Brauch ergibt sich, dass am kommenden Wochenende die Dorfschützen drei Tage lang ihren Karneval feiern, wozu ihre IG Karneval wiederum seit nahezu 50 Jahren ein tolles Sitzungsprogramm vorbereitet hat. Liebevoll und ein wenig stolz pflegt sie dabei eine seit ihrem Beginn bewährte Tradition: Alle Akteure für Bütt und Bühne für Tanz, Musik und Vortrag kommen stets aus den eigenen Reihen. Start ist am Freitag, 30. Januar, um 19.01 Uhr im Festzelt am Hallenbad mit der großen Galasitzung. Einer der vielen Höhepunkte im mehrstündigen närrischen Programm mit bekannten und neuen Büttakteuren wird die Prinzenproklamation sein, zu der stellvertretender Bürgermeister Udo Bonk erwartet wird. Bis dahin bleibt ein traditionell immer streng gehütetes Geheimnis gewahrt: Wer wird das neue Prinzenpaar im Dorf?

Anschließend ist nichtöffentlicher Tanz. Für alle tanzfreudigen Narren gibt es am Samstag, 31. Januar, etwa ab 21.31 Uhr lange Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen. Dazu spielt wie an allen Tagen die Tanzband der Mesumer Feuerwehrkapelle auf. Vorher beginnt jedoch um 17.01 Uhr im Zelt die Prunksitzung, wo alle Büttkanonen des Vorabends mit ungekürztem Programm auftreten. Zu beiden Sitzungen gibt es noch Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse.

Damit für alle ausreichend Schlaf und Erholung bleibt, startet der Sonntagmorgen am 1. Februar mit Frühball und närrischem Frühschoppen erst um 11.11 Uhr. Dazu gilt dazu diesmal das besondere Angebot der Dorfschützen von der Schützenvereinigung als Ausrichter des dörflichen Karnevals: Der Eintritt ist an diesem Morgen frei und das Ende offen. Seit mehr als acht Jahrzehnten erscheint die „Klein-Berliner Posaune“. Die Karnevalszeitung wird gemeinsam von beiden Schützenvereinen herausgegeben und am Samstag von Haus zu Haus angeboten.

Traditionell und eingebunden in alte Rituale geht es anschließend weiter. Die Akteure und Mitglieder der IG Karneval treffen sich zu ihrem Kehraus am „Klein-Berliner Aschermittwoch“, 4. Januar, um 19.11 Uhr nach wie vor auf dem Dorfplatz, wo lange Zeit feierten, um nach alter Überlieferung ihre närrischen Requisiten zu verbrennen. Anschließend ziehen sie im „Schwan“ eine erste, meist recht lustige Bilanz ihrer Sitzungen. Zwar verzichten die Dorfschützen auf den Brauch des Wurstaufholens, wozu noch vor Jahrzehnten die verkleideten jungen Burschen von Haus zu Haus zogen, jedoch nicht auf das leckere Erbensuppenessen daraus als Abschluss der Karnevalssession. Dazu sind alle Mitglieder am Samstag, 7. Januar, um 19.01 Uhr ins Vereinslokal Beckmann auf der Hohen Heide eingeladen.

Karneval 2015

1 (Karneval 2015) Traditionell lädt der Ausrufer zum Klein-Berliner Karneval ein