Hungermarsch der Don-Bosco- Schüler unterstützt Schulbau in Brasilien

Immer, wenn Pater Beda in die Don-Bosco-Hauptschule kommt, versteht er es in seinen Vorträgen, sein Publikum zu fesseln. Wenn er von Brasilien berichtet, dann hören alle atemlos lauschend zu. Dann spüren auch die ganz jungen Menschen, dass hier jemand authentisch und mit viel Herzblut „aus seiner Heimat, aus einem reichen Land mit armen Menschen“ erzählt.

Mit seinem Ordenseintritt vor genau 50 Jahren kam er nach Brasilien, dort wurde er vor 44 Jahren zum Priester geweiht, seitdem lebt er hier mit den Menschen und kommt von dem Land nicht mehr los. Er fühlt sich als Deutscher und Brasilianer und als Weltbürger: „Mein Kloster ist die Welt!“ Pausenlos könnte er den Schülern erzählen von der bitteren und oft tödlichen Armut, der schreienden Ungerechtigkeit, von Not und Gewalt und von den krassen Gegensätzen im Land: hier der Luxus der Reichen, dort der Müll für die Armen.

Im Mittelpunkt steht bei ihm die Not der Kinder. Wie sie Schwerstarbeit als Steineklopfer, Landarbeiter, Straßenverkäufer, Autowäscher, Müllsucher, Schuhputzer leisten, um als einzige Ernährer ihrer Familie mit einem Wochenlohn von drei Euro zu helfen. Wie sie Zeit und Gelegenheit für Schulbesuch und Ausbildung finden, ohne Chance auf ärztliche Betreuung und Hilfe bei Krankheit und Unfall sind.

Doch Pater Beda vermittelt auch die andere Seite, spricht von Hoffnung und Freude, Chancen und Hilfen. Sein Aktionskreis unterhält seit Jahren ungezählte Projekte, Hilfs- und Schulungsmaßnahmen. Erste Erfolge seien bereits sichtbar, fänden bei den Menschen dankbare Anerkennung. Dazu gehöre auch ein neues, wichtiges Projekt in der Landpastoral. „Land Gottes, Land der Menschen, die darauf wohnen, arbeiten und sich davon ernähren“, nennt Pater Beda Ziel und Motto dieser Aktion in der Diözese Cajazelras im Bundesstaat Paraiba.

An diesem Morgen stellt er den Don-Bosco-Schülern aus den Klassen 5 und 6 einen der leitenden Mitarbeiter, Antonio Cleide de Gouvela, aus der Aktion vor. Der junge Mann, studierter Gymnasiallehrer, gab seinen Beruf auf, um in der Landpastoral der katholischen Kirche im halbtrockenen Nordosten Brasiliens den Landarbeiterfamilien, zumeist von Großgrundbesitzern von ihren kleinen Parzellen vertrieben, zu helfen. Pater Beda schätzt, dass rund eine Million Familien so in bitterster Armut an den Straßenränder leben müssen.

Das kleine Landpastoral-Team betreut mit Antonio ein riesiges Gebiet von 13 Landkreisen, wo bereits über 900 Familien in 22 neu gegründeten Dörfern eine Bleibe und Heimat und ein kleines Grundstück für Haus, Hof und Garten fanden und wo sie von ihrer Hände Arbeit menschenwürdig leben können. Die Häuser errichteten sie in Eigenarbeit, zu den Baumaterialien gab es Zuschüsse und Hilfen. Die lokalen Kleinbauern bedürfen jedoch der weiteren Unterstützung und Förderung: Vermittlung von Kenntnissen ökologisch nachhaltiger Landwirtschaft, Schulen und Fortbildung bei Bürgerrechten, Finanzierung der ländlichen Infrastruktur in den Gemeinden, z.B. beim Bau von Zisternen als Filter und Speicher von lebensnotwendigem Regenwasser.

Eines der neuen Dörfer bekam unlängst in dankbarer Anerkennung und Würdigung des großen Förderers und Freundes der Armen den Namen „Pater Beda“. Hier werde nun dringend eine kleine Schule, ein bescheidener Bau, gewünscht, so Pater Beda. Die Bauarbeiten würden die Einwohner selbst ausführen. Aber die Materialkosten in Höhe von rund 10 000 Euro wären für sie unerschwinglich.

Hier sagte Schulleiter Karl-Heinz Kemper spontan und gern die Untertützung der gesamten Don-Bosco-Schulgemeinde zu. Am Dienstag, dem 31. Oktober, starten nämlich alle Hauptschüler wiederum zu einem Hungermarsch und wollen dann mit vielen Kilometern mithelfen. Anschließend wollen sie einen großen Teil ihres Erlöses – ein weiterer Teil kommt Schwester Hannelore und ihrem „Tauwerk“ der Aidshilfe in Berlin zu – für den Schulbau im brasilianischen Dorf „Pater Beda“ spenden.

Dafür brauchen die jungen hilfsbereiten Menschen allerdings die Mithilfe vieler Sponsoren. In den nächsten Tagen, so Rektor Kemper, sprechen die Schüler in ihren Nachbarschaften die Mesumer Bevölkerung an und bitten um eine Spende zum Hungermarsch. Dabei könne man pro gelaufenem Kilometer eine festgelegte Summe oder aber auch eine Einmalspende geben. Wichtig sei allerdings, darauf machte der Schulleiter ausdrücklich aufmerksam, dass das vom Sponsor zugesagte Geld erst nach dem Hungermarsch im November vom Spendensammler aufgeholt werde. Denn erst dann stehe fest und auf dem Laufzettel bescheinigt, wie groß die gelaufene Kilometerleistung und damit die Summe sei. Also bitte keine Vorauszahlungen.


Schulleiter Karl-Heinz Kemper (r.) sicherte Antonio Cleide de Gouvela und Pater Beda (v.l.) der Landpastoral-Aktion und dem Schulbau die Hilfe der Don-Bosco-Schule zu


Die Fünft- und Sechstklässler hörten nicht nur aufmerksam zu, sondern wollen auch beim Hungermarsch mit vielen Kilometern mithelfen

Text und Bilder: Franz Greiwe