Ein außergewöhnliches Meisterstück mit Note eins

Schon der erste Blick fesselt: Hier steht ein faszinierendes Meisterstück, das sowohl durch seine künstlerische Gestaltung und Eleganz wie durch seine herausragende handwerkliche Qualität besticht. Es handelt sich hier in der Werkstatt von Stefan Volkmer um das Meisterstück des 25-jährigen Metallbildners Michael Happe. Es ist so außergewöhnlich gut gelungen, dass die Prüfungskommission und Jury uneingeschränkt die Note eins vergaben.

Das war am vergangenen Wochenende vor dem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Düsseldorf. Was an dem Werk so anspruchsvoll gelungen ist, beschreibt Stefan Volkmer, Lehrmeister und Ausbilder von Michael Happe, so: „Es ist die gekonnte Umsetzung und das feine Zusammenspiel von altem und neuen Techniken unseres Handwerkes in einem formvollendeten Stück, das auch modernen Ansprüchen genügt. Das macht die Arbeit zu etwas ganz Besonderem in Gestaltung und Ausführung. In unserem Handwerk gibt es keinen Stillstand.“

Das Meisterstück mit den Maßen 160 Zentimeter Höhe, 60 Zentimeter Breite und 27 Zentimeter Tiefe fällt nicht allein durch seine ungewöhnliche Form auf. Die verwendeten Materialien wie glattpolierter Edelstahl außen und Stahlblech im Innern, das kunstvoll zu Bruchkanten gehämmert und getrieben und dann künstlich auf Rost bearbeitet wurde, lassen das Werk wie einen Steinblock erscheinen, der von einem sich nach oben verbreiternden Riss durchzogen wird. In diesem Spalt wächst eine strahlende Kugel, von Ringen geschützt, wie ein geheimnisvoller Kern aus der Wand.

Michael Happe zeigt hier mit künstlerischem Feingefühl form- und bildbestimmende Kontraste: Zum einen treffen hier extreme Oberflächen wie feinpoliert glänzender Edelstahl auf verbeultes, rostiges Blech. Und zum anderen stoßen geschliffen gerade Kanten mittig auf gebrochene Linien. Mitten darin die Kugel aus vernickeltem Messing als edelste, perfekte Oberfläche und Blickpunkt.

Bisher hat Michael Happe, der 2001 seine Ausbildung in der Messing- und Edelstahlverarbeitung Volkmer begann und diese 2004 mit der Gesellenprüfung abschloss, die ersten zwei Hürden auf den Weg zum Metallbildnermeister mit Bravour geschafft: Die praktische Arbeitsprobe und eben jenes Meisterstück. Darin investierte er, ohne die Zeit der Entwürfe und Berechnungen zu berücksichtigen, rund 80 Arbeitsstunden Arbeit an der Werkbank mit Zuschnitt, Kanten, Biegen, Formen, Schweißen, Schleifen und Polieren. Besondere Anforderungen stellte das Treiben und Ziehen der Kugel aus Messingblech. Auch hier alles Handarbeit mit Treibhammer und viel Geschick und Geduld.

Demnächst stehen für den jungen Gesellen auf seinem Weg zum Meister noch stehen einige Lehrgänge in Münster mit allgemeinen Aufgabenfeldern wie Buchführung und Ausbilderschein an. In einem Jahr, so hofft er, werde er die letzte Prüfung erfolgreich abschließen. Fest steht, dass sein außergewöhnliches Meisterstück im kommenden Jahr auf der Jubiläumsausstellung seines Bundesverbandes in Düsseldorf ausgestellt werden wird. Vielleicht winken dann noch weitere Design-Preise und Auszeichnungen. Verdient wären sie allemal, ist nicht nur sein Lehrmeister Stefan Volkmer überzeugt.


Michael Happe mit seinem Meisterstück

Text und Bild: Franz Greiwe