Neuer Glanz für ein altes Haus

Schon von weitem verraten die hohen Gerüste rund ums Haus, dass hier an der Villa Gröning seit Tagen die Bauhandwerker das Sagen haben. Drei Maler und Anstreicher arbeiten dabei nach den Vorgaben der Denkmalpfleger, denn das Gebäude steht seit 1982 unter Denkmalschutz. Warum, das beschreibt anschaulich der Band III der „Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine“ (Seite 408 bis 415): „Das Bauwerk ist ein gutes Beispiel einer dörflichen Fabrikantenvilla und wichtiges Dokument der Dorf-, Bau- und Sozialgeschichte.“

Auch ein Schmuckstück wie die Villa Gröning, errichtet im Jugendstilklassizismus mit Anlehnungen an neobarocke Formen und Maße, leidet unter dem Zahn der Zeit. Das weiß niemand besser als Besitzerin Magdalena Nordhoff, die das Denkmalgebäude seit 1981 mit viel Respekt vor der historischen Bausubstanz nutzt und erhält. Denn immerhin besteht das Gebäude, das 1906 vom Fabrikanten Wilhelm Gröning nach den Plänen des Architekten Caspar Barenberg aus Greven an der Feuerstiege

errichtet wurde, über 100 Jahren. Besonders an der weißen Fassade und an Treppen- und Balkongeländern wurden die Schäden immer deutlicher sichtbar: Die Farbe blätterte ab, kleine Risse tauchten auf, Rost setzte an. Außerdem zeigten die Fensterrahmen erhebliche Beschädigungen und Gebrauchsspuren.

Bevor jedoch die Restaurationsarbeiten beginnen konnten, so Magdalena Northoff, standen umfangreiche Vorplanungen und Besprechungen mit Denkmalpflegern und Fachleuten für Maßnahmen zur Energieeinsparung an, um beiderlei Anliegen in Einklang zu bringen. Danach wurde mit der Firma Krampe&Krampe ein Fachunternehmen aus Lemgo beauftragt. Am Anfang standen das Untersuchen der Schäden und das Säubern und Entfernen alter Farbreste bis auf den Putz, ehe der Neuanstrich dem alten Haus wieder neuen Glanz bringen konnte.

Der Außenanstrich ist jedoch nur ein Teil der umfangreichen Restaurationsarbeiten. Magdalena Northoff verweist desweiteren auf die maroden Fenster: abblätternde Lackfarbe, verrottete Wasserschenkel, kaum noch zu nutzende Fensterbeschläge. Alle beweglichen Elemente sind bereits ausgebaut und in die Werkstatt zur Aufarbeitung mitgenommen. Die feststehenden Fensterteile werden, so kann Bedri Berjani als Fachrestaurator detailliert beschreiben, vor Ort entlackt, abgeschliffen, grundiert und mit einem Zwischenanstrich versehen, ehe als letzte Schicht eine Leinölfarbe aufgebracht wird: „Diese Art Farbe lässt im Unterschied zum Lack das Holz atmen, so dass es länger hält.“ Jeder einzelne Arbeitsgang ist mühsam und zeitraubend, alles muss von Hand erledigt werden. Da hilft nur Lötlampe, Spachtel, Schaber, Schleifpapier und Pinsel als Werkzeug.

Abgebaut, von alter Farbe befreit, gesäubert und repariert wurden bereits einige der originalen Fensterbeschläge, so dass sie wie neu von 1906 aussehen und voll funktionstüchtig wieder eingebaut werden konnten. Da der Denkmalschutz zur Energieeinsparung keine zusätzliche Außendämmung auf die Hauswände aufbringen lassen wollte, fand man eine andere energiesparende Lösung: Innen auf die Fensterscheiben werden ganz dezent Isolierscheiben aufgesetzt.

Sie stören keineswegs das Gesamtbild des repräsentativen, herrschaftlichen Wohnhauses mit den zahlreich noch gut erhaltenen Gestaltungselementen aus verschiedenen Kunstrichtungen wie Barock, Jugendstil und Neoklassizismus. Das alles macht das Gebäude, wie unlängst eine Nutzergruppe als Tafelinschrift der Besitzerin lobend hinterließ, zum „schönsten Tagungshaus“. Gäste sollen sich im historischen Ambiente wohlfühlen, damit das Denkmal nicht nur als ortsbildprägendes Gebäude erhalten, sondern weiterhin mit viel Leben erfüllt wird, ist das Anliegen von Magdalena Northoff.

Damit sind allerdings für sie schon die nächsten schwierigen Aufgaben vorgegeben: „Sobald außen die Fassaden- und Fensterarbeiten fertig sind, denken wir an die Restauration der Innenräume.“ Dazu gehört unter anderem, dass das großzügig im Stil des Neoklassizismus gestaltete Treppenhaus mit der wuchtigen, leicht geschwungenen Holztreppe und dem Kamin wieder in den Originalzustand zurückversetzt werden soll. Ferner gibt es überall noch Spuren der ursprünglichen Ausstattung, die aufgearbeitet werden müssen: gusseiserne Heizkörper mit feinen Verzierungen, Bodenfliesen im Typus der „Mettlacher Platten“, kassettenförmige Wandvertäfelungen und Schablonenmalerei im Jugendstil.


Maler bei den Restaurationsarbeiten an der südlichen Außenfront zum Park


Restaurator Bedri Berjani beim Schleifen und Säubern eines Fensterrahmens


Ein restaurierter originaler Fenstergriff von 1906


Ein inzwischen fertiges Fenster mit restaurierten Beschlägen und Isolierscheiben

Text und Bilder: Franz Greiwe