Mesum flaggt Grün-Weiß: Drei Tage Schützenfest

Am kommenden Wochenende flaggt Mesum in Dorf und Feld Grün-Weiß. Denn für drei Tage Schützenfest hängen viele Mesumer die traditionellen Fahnen an ihren Häusern aus und schmücken somit das Dorf für eines der großen Volksfeste. Von Freitag bis Sonntag – die Hexer hängen noch einen Tag dran – feiern die beiden Mesumer Schützenvereine nach alten Ritualen und Traditionen ihr Hauptfest.

Früher, als sich noch die Festtage von Samstag bis Montag erstreckten, standen in ganz Mesum alle Räder still. Die Fabriktore blieben geschlossen.

Schützenvogelgeschichte

Damit der Festreigen bei der Schützenvereinigung Mesum 1877 e.V. nach altem Brauch am Mittwoch, dem 10.August, um 19.30 Uhr mit der Vogelbeschau beginnen kann, muss Schützenbruder und Schreinermeister Bernhard Heeke dazu den Schützenvogel auf Weisung des letztjährigen Königs Oliver Kauling fertig stellen. Wir besuchten dazu den Vogelbauer zwei Tage vorher in seiner Werkstatt bei der Arbeit: Der Rohbau des hölzernen Vogels war fertig. Es fehlten nur noch einige Details und der Anstrich.

 
Schreinermeister Bernhard Heeke legt letzte Hand  
am Rohbau des Schützenvogels an 
(Bild: F. Greiwe)

Alles wird rechtzeitig fertig sein, kann er beruhigen. Schließlich ist es nicht sein erster Vogel für die Dorfschützen. Denn die lassen genau seit 104 Jahren in der Schreinerfamilie Heeke arbeiten. Wieviel Exemplare Bernhard Heeke selbst schon erstellt hat, weiß er nicht mehr so genau. Geblieben ist allerdings seit über 100 Jahren das Honorar für ein Tagewerk Vogelschreinern: ‚Eine Flasche Korn‘. Er übernahm von seinem Vater Karl diese Aufgabe und der wiederum von seinem Vater Bernhard. Und für alle Fälle steht heute schon Sohn Maik, ebenfalls gelernter Schreiner, bereit. Die Tradition kann damit auch im zweiten Jahrhundert noch lange fortgesetzt werden, sehr zur Freude der Schützenvereinigung Mesum 1877.

Denn die legt viel Wert darauf. Der Schützenvogel muss immer nach den gleichen Vorgaben, Formen und Maßen hergestellt werden: 16 Zentimeter dick, 30 Zentimeter in der Breite, 55 Zentimeter lang. Der Rumpf ist aus Birkenholz. Ganz früher nahm man dazu festes Eichenholz, noch mit Draht umwickelt. Das führte dann einmal zu einem endlosen Königsschießen, wie der Mesumer Chronist Franz Felzmann in seinem handgeschriebenen ‚Heimatbuch der Gemeinde Mesum‘, Band 2 berichtet: ‚Im Jahre 1877, dem Geburtsjahr der Fahne, errang Anton Post die Würde des Königs. Dann lebt noch ein anderer in der Erinnerung fort. ‚Georginenkönig‘ haben sie ihn damals getauft. Er kam zu seinem Namen, weil der Vogel sich in jenem Jahr sehr querköpfig zeigte.

Schließlich kraxelte ein Kletterkünstler mit einem Beil zu ihm hoch. Doch war ihm nicht möglich, das Beil zu gebrauchen, die Schwerkraft der Erde behinderte ihn. Der Kletterkünstler aber trug eine Georgine im Knopfloch, die steckte er dem störrischen Vögelchen an. Und dann war es Bernhard Hirtz, der den ‚Georginenschuss‘ tat. Nach allgemeinem Beschluss galt er damit als König.‘

Festprogramm 2005

Am Freitag, dem 12. August, treffen sich die Dorfschützen dann vor der Gaststätte Pommerening zum Vogelwegbringen. Nach ihrer Rückkehr vom Festplatz beginnt im Festzelt auf dem Hof der alten Josefschule der Kommersabend. Der folgende Samstag beginnt früh um 8.45 Uhr mit dem Antreten an gleicher Stelle zur gemeinsamen Schützenmesse und anschließender Gefallenehrung am Ehrenmal in der alten Kirche. Daran schließen sich Frühstück und Jubilarehrung im Zelt an.

Schon um 13.45 Uhr treten die Dorfschützen wieder an zum Abmarsch zur Vogelstange, wo am Schießstand das Vogelschießen beginnt und wo bekanntlich nach altem Brauch mit dem letzten Schuss der neue Dorfkönig ermittelt wird.

Mit ihm und seinem Vorgänger werden gegen 18.45 Uhr in der ‚Alten Dorfschänke‘ die Königinnen zur feierlichen Proklamation ausgeholt. Der Tag schließt ab mit dem Königsball, zu dem wie zu allen anderen Tanzveranstaltungen die Feuerwehrtanzkapelle Mesum aufspielt.

Damit niemand den dritten Festtag verschläft, zieht der Spielmannszug ab 6 Uhr mit Musik zum Wecken durchs Dorf. So kommt jeder pünktlich um 10.45 Uhr zum Antreten, damit die Majestäten zu Frühball und Frühschoppen ausgeholt werden können. Höhepunkt dieses Tages und jeden Schützenfestes ist dann um 19.30 Uhr die festliche Polonaise beider Schützenvereine durch die Straßen Mesums. Danach darf dann wie immer „bis die Hähne krähen“ getanzt werden.

Vor genau 50 Jahren beschlossen die Dorfschützen 1955, dass alle Mitglieder eine Vereinsmütze besitzen sollen. Diese soll auch heute noch zusammen mit dem Festabzeichen zu den Veranstaltungen getragen werden. Beide sichern den Mitgliedern mit Ausnahme des Frühballs jeweils freien Eintritt zu.

Hexen für Unentwegte

Ganz unentwegte und brauchtumstreue Dorfschützen behaupten seit vielen Jahren, dass für sie erst mit dem Montag, dem traditionellen Hexentag, das jährlich Schützenfest für sie seinen Höhepunkt erreiche. Tatsache ist allerdings, dass sich seit Jahren rund 200 Schützen dazu am Montag gegen 11 Uhr am Festzelt an der Schulstraße treffen, um auf ihre unnachahmlich lustige Weise den Kehraus zu feiern.

Das fröhliche Spektakel ist eine herrlich-deftige Persiflage auf das gerade abgelaufene Schützenfest mit Hexenkönig und Hexenkönigin, Umzug mit Hexenfahne und Musik, angeführt vom Hexenmajor und Trinken bis zum Abwinken.
(Text: F. Greiwe)