Neuer Glanz für alte Pastorat

Der Geruch von frischer Farbe hängt schwer im Treppenhaus. Von oben kreischt mit schrillem Ton eine Säge.. Spätestens jetzt ist gewiss: Die Renovierungsarbeiten im und am alten Pastorat sind zwar nahezu fertig, aber einiges ist noch im Gange. Das weiß auch Karl Rauß vom Kirchenvorstand, der mit uns durchs Gebäude geht.

Außen ist bis auf eine kleine Restabsperrung alles an Baugerüsten und Maschinen schon weggeräumt. Das Treppenhaus am westlichen Seiteneingang zu den Wohnungen ist neu gestrichen, die Stufen warten nur noch auf einen neuen Teppichbelag. Im oberen Flur verlegt Fußbodenverleger Heino Weinranke von der Firma Kleine Asbrocke die letzten Parkettbretter. Sonst ist auch hier bis auf die Zimmertüren und einige Teppichböden alles fertig.

Was alles am alten Pastorat gemacht wurde? Die Liste aller Arbeiten nach den Plänen des Rheiner Architektenbüros Gehring, Vos und Rottkamp, die Karl Rauß aufzählt, ist lang: Nord- und Ostfassade wurden neu verfugt, alle Fenster neu gestrichen, zwei Kamine abgebrochen, die Fenster an der Südseite erneuert, der gesamte Fußboden neu eingezogen, aller Räume von mehr als 3,70 Meter lichte Höhe mit Zwischendecken auf Normalmaß abgehängt, Sanitär- und Elektroleitungen neu verlegt, zwei getrennte Heizungsanlagen eingebaut.

Im Obergeschoss gibt es jetzt zwei Wohnungen mit (vorerst) gemeinsamer Küche. Dazu wurde ein zweites Bad installiert und nach dem Abbruch alter Wände ergaben neue Trennwände einen optimaleren Zimmerzuschnitt. Außerdem wird an der Südostecke noch ein Balkon angesetzt; die Balkontür am Wohnraum ist schon neu eingefügt. Da der 100-jährige Bau keinerlei Isolierung und Hohlschicht besaß und man die dankmalgeschützte Außenfassade nicht verändern wollte, wurden alle Außenwände innen mit einer dicken Innendämmung isoliert.

Besonders umfangreich fielen neben den Rohbau- die Holzbauarbeiten an. So mussten die Zimmerdecken durch eine dicke Balkenlage verstärkt werden. Darauf konnte man dann im Dachboden eine neues Pfostengerüst zum Abstützen des Dachstuhles aufsetzen, so dass man das alte Dach weitgehend im Originalzustand belassen konnte.

Bei unserem Rundgang glänzt es innen, trotz der noch laufenden letzten Fußbodenarbeiten und ein wenig Baustaub in einigen Ecken, schon erkennbar in allen Räumen. Alle Wände und Decken sind weiß und hell, die großen, hohen Fenstern geben den Blick frei in den Pfarrpark oder über die Dächer bis in die Dorfmitte. Hier lässt es sich demnächst gut wohnen. Das werden auch Pfarrer i.R. Schnetgöke und sein Neffe so empfinden, die gleich in den ersten Augusttagen hier einziehen werden, gibt Karl Rauß den endgültigen Fertigstellungs- und Bezugstermin vor.

Für neuen Glanz am alten Pastorat sorgten auch der Neuanstrich der Dachüberstände und die Restaurierung der Klinkerfassade an Nord- und Ostfassade mit aufliegenden Fugen, so wie sie früher üblich waren. Eine Maßnahme, die ins Geld ging. Diese Fugtechnik ist aufwändig, entspricht aber detailgetreu dem historischen Pastorat als Denkmal. Gern hätte man ja jetzt auch die Krüppelwalme über den beiden Risaliten rechts und links original wieder hergestellt, trauert Karl Rauß dieser Chance nach. Aber dafür war bei den Bischöflichen Behörden kein Geld frei zu bekommen.

Auch so werde die Gesamtrenovierung am Ende wohl rund 240 000 Euro kosten. So jedenfalls schätzt Karl Rauß die Gesamtkosten ein und fügt dazu aber sofort an: „Aber dann haben wir auch wieder für viele Jahre Ruhe!“ Man habe genau darauf geachtet, alles Notwendige und Machbare, auch mit nachhaltigem Blick auf Energiesparen und Wirtschaftlichkeit, bei den Arbeiten mit aufzunehmen. Darum habe man auch das komplette Heizungssystem erneuert einschließlich Isolierungs- und Dämmarbeiten, was in der Endabrechnung den größten Einzelbetrag ausmachte.

Niemals habe der Kirchenvorstand in all der Zeit daran Zweifel daran gelassen, dieses ortsbildprägende, denkmalgeschützte Gebäude in seiner jetzigen Funktion, unten die Katholische Bücherei (KÖB), oben Wohnungen für kirchliche Mitarbeiter, für Mesum zu erhalten. Auch dann nicht, wenn es hin und wieder kritische Anfragen und Vorschläge von den Behörden in Münster gegeben habe, versichert Karl Rauß. Welchen Wert das alte Pastorat hier im Dorf besitzt, darüber informiert auch eine bronzene Tafel an der nordwestlichen Hausecke, die in einem kurzen Text alles Wissenswerte enthält.


Letzte Spuren an Material, Werkzeug und Staub im Bau


Ein neues Pfostengerüst stützt den Dachstuhl


Fußbodenverleger Heino Weinranke bei den letzten Arbeiten


Eine Bronzetafel informiert über Geschichte, Architektur und Nutzung des Denkmals alte Pastorat


Karl Rauß am Brunnen vor der restaurierten Nordfassade des Pastorates


An der Südostecke wird noch ein Balkon angesetzt

Text und Bilder: Franz Greiwe