Arbeitskreis plädiert für alten Bahnhof

Ausführlich befasste sich der Arbeitskreis Ortsgestaltung Mesum mit der Diskussion, die gegenwärtig in Verwaltung und Politik und bei der Feuerwehr geführt wird, um baldmöglichst die notwenige Verbesserung in der Unterbringung des Löschzuges Mesum der Rheiner Feuerwehr zu erreichen. Einhellig begrüßten die AK-Mitglieder, dass die Politik im Bauausschuss vor einer endgültigen Entscheidung noch einen Prüfauftrag an die Verwaltung vergab, in dem auch die Nutzung des alten Bahnhofes für die Feuerwehr ausdrücklich genannt wurde.

Denn der AK sah mit Sorge bei diesem Thema auf den Erhalt des unter Denkmalschutz gestellten Bahnhofsgebäudes. Für Mesum sei es von großer Wichtigkeit und historischem Interesse, das Baudenkmal zu erhalten und einer sinnvollen Nutzung auf lange Dauer zuzuführen, weil es ein bedeutendes Zeugnis früherer Arbeits- und Produktionsverhältnisse sei. Ohne den Bahnhof und den Anschluss an die Eisenbahn hätte Mesum die rasche Aufwärtsentwicklung zum (Textil)Industrieort nicht erlebt.

Neben diesen lokalgeschichtlichen und städtebaulichen Aspekten gebe es noch wissenschaftliche Gründe, die für die Unterschutzstellung als Denkmal sprächen, wurde herausgestellt. Denn bei dem in historischer Formensprache ausgeführten Mesumer Bahngebäude handele es sich um ein in Westfalen selten gewordenes Beispiel einer ländlichen Bahnhofsanlage, die in Besitz der Aurelis, einem Tochterunternehmen der Bahn AG, ist.

In diese Anlage könnte, so ergab die bisherige Untersuchung der Stadt, der Löschzug Mesum mit Büro, Schulungsbereich und Nebenräumen einziehen. Weitere Räume und vor allem Technikbereich und Fahrzeughallen, Umkleiden und Werkstatt müssten südlich angebaut werden. Damit wäre das Denkmal langfristig erhalten und genutzt. Das wurde im AK deutlich hervorgehoben: Hier werde zum einen der Feuerwehr geholfen und zum anderen das Denkmalproblem gelöst.

Unter diesem Blickwinkel sah der AK auch den Kostenaspekt. Zwar würde eine Nutzung des alten Bahnhofes nach Angaben der Verwaltung rund 390 000 Euro an Mehrkosten gegenüber einer Lösung an der Don-Bosco-Straße verursachen. Allerdings wäre dieser Kostenvergleich in einigen Einzelpositionen noch zu hinterfragen. Dazu lagen dem AK allerdings keine detaillierten Kenntnisse, sondern nur mündliche Informationen vor.

So müsse man einzelne Ansätze wie die Kosten für Außenanlagen und Ausstattung an beiden Standorten durchaus als gleichwertig ansehen. Außerdem kritisierte der AK, dass die Bahn durch ihre Tochterfirma Aurelis für das denkmalgeschützte Gebäude, das sie in den letzten Jahrzehnten ohne Investitionen zur Substanzsicherung gnadenlos verkommen ließ, noch einen erheblichen Kaufpreis erwarte. Die Bahn lasse im Gegenteil ihr Gebäude insgesamt verfallen, obwohl hier nach wie vor für sie wichtige technische Einrichtungen untergebracht seien. Und nun erwarte sie offensichtlich, dass der künftige Besitzer in dem von ihm mit hohen Kosten zu renovierenden Haus auch noch zusätzlich Räume für Bahntechnik vorhalte.

Ferner verwies der AK auf einige weitere Nebenaspekte zum Thema wie die Verkehrssituation auf der Don-Bosco-Straße hin, wo es nicht selten zu kleinen Staus kommt, wenn starker Verkehr herrscht, wenn der Stadtbus kaum durchkommt, weil auf der Straße reger Ladebetrieb ist oder ein Auto mal nicht richtig hält oder parkt. Eine Verlagerung zum Bahnhof erspare der Feuerwehr zudem während der langen Bauzeit das Problem der Unterbringung. Sie könne dann einfach von ihrem jetzigen Domizil innerhalb von Stunden an ihren neuen Standort umziehen.

Große Probleme befürchtete der AK für den Fall, wenn der denkmalgeschützte Bahnhof nicht für die Feuerwehr genutzt werden wird. Ob dann einmal eine Summe in der Höhe ausreicht, die man jetzt einspart, um das Gebäude entsprechend der denkmalgesetzlichen Bestimmungen zu erhalten und zu nutzen, betrachtete der AK für die nächste Zeit als sehr fraglich.


Niemand will zur Zeit das Denkmal alter Bahnhof, auch wenn es „provisionsfrei zu vermieten“ ist

Angemerkt:
Ein zu schöner Vergleich?
Vergleiche hinken. Und eine staatlich-öffentlich-amtliche Bundesstelle darf man mit einer anderen nicht vergleichen. Auch wenn die Interessenlage jedes Mal ganz gleich oder zu mindestens sehr ähnlich ist.

Dennoch drängt sich in Sachen Mesumer Bahnhof ein Vergleich als naheliegend und schön auf: Da gab und gibt es in der alten Kasernenanlage Gellendorf eine nicht mehr benötigte Turnhalle, die der Sport in der Stadt gut gebrauchen kann. Die dafür zuständige Bundesstelle entschließt sich, diese Halle für einen Euro als symbolischen Kaufpreis an die SF Gellendorf und damit an die Stadt zu verkaufen. Damit zum einen zum Nutzen und Wohle der sporttreibenden Bürger. Zum anderen muss die Bundesstelle sich fortan nicht mehr um Gebäudeunterhalt, Folgekosten oder gar Abbruch kümmern.

Ein ähnliches „Geschäft“ könnte sich der Bürger auch im Fall alter Bahnhof Mesum vorstellen. Die Bahn bzw. ihre Aurelis-Tochter verkaufen das alte Bahnhofsgebäude für einen Euro an die Stadt. Und genießen dabei etliche Vorteile: Sie sind die Auflagen aus dem Denkmalschutz los, das sehr verfallene Gebäude müssen sie nicht zu hohen Kosten instandsetzen und unterhalten. Und über die Bahntechnik, die dort verbleiben muss, kann man sich ja kulant einigen.

Nur ein schöner Vergleich? Die kommenden Verhandlungen zwischen Stadt und Aurelis werden es zeigen …

Text und Bild: Franz Greiwe