Weihnachten 2007 in Mesum: Krippen und Musik gehören zum lebendigen Weihnachtsbrauchtum

Sucht man in diesen Tagen nach lebendig erhaltenen und liebevoll gehegten Weihnachtsbräu-chen, dann stößt man natürlich zuerst auf den Tannenbaum, der in den meisten Familien nicht fehlen darf. Auch in diesem Jahr nicht, obwohl in den Medien drastische Preiserhöhungen angekündigt waren. Preise „wie im Vorjahr“ versprach dagegen Hermann Schulte Mesum, der wie in jedem Jahr auf seinem Hof Weihnachtsbäume aller Art verkaufte und auf seine Weise einen Beitrag dazu leistete, dieses Brauchtum zu erhalten.

Weihnachten niemals fehlen dürfen ferner Krippen und Musik. Beide Traditionen werden in Mesum an vielen Ecken sorgfältig gepflegt, gehütet und weitergegeben. Das gilt vor allem für die oft schon sehr alten Hauskrippen. Einer, der sich darum seit Jahrzehnten liebevoll bemüht, ist Hubert Wältermann. Für den 81-Jährigen ist Weihnachten ohne Krippe schlichtweg nicht denkbar. Dafür verzichtet er lieber auf einen Weihnachtsbaum: „Da die Krippe immer eine ganze Zimmerecke einnimmt, war immer und ist noch heute bei uns für einen Baum einfach kein Platz mehr.“

In seiner Familie habe es immer eine Krippe gegeben, erzählt er gern. Die nahm damals im alten Fachwerkhaus, das gleich gegenüber stand, das ganze Wohnzimmer ein und bestand aus einer riesigen Landschaft mit großen Bäumen, viel Moos und Sand, wo reichlich Platz für viele Figuren war. Und ein richtiger Wasserfall durfte nicht fehlen. „Da diese beste Stube nur ganz selten beheizt wurde, hielten Grün und Moos auch bis Mariä Lichtmess. Unsere Krippe durfte nie vor dem 2. Februar abgebaut werden,“ weiß er noch aus Erinnerung. Das war auch gut so und es blieb genügend Zeit, denn es kamen immer viele Leute aus der Nachbarschaft, von Freunden und Bekannten zum „Krippkesbekieken“.

Diese alte Familientradition möchte er unbedingt erhalten wissen, ist seine Sorge. Die scheint zur Zeit aber völlig unbegründet, denn inzwischen hat er nicht nur seinen Enkel Marc mit dem Krippenfieber infiziert, sondern auch seine Urenkelin Lena-Marie. Die Achtjährige unterstützte ihren Uropa schon bei den langwierigen Vorbereitungen, „die manche Stunde Arbeit bedeuteten“. Schon vor Wochen wurde das Moos geholt, damit es rechtzeitig trocknen kann.

Dann musste ein neuer Unterbau erstellt werden. Denn Hubert Wältermann will in diesem Jahr seine Hauskrippe nicht nur größer aufbauen, sondern auch wieder einmal fließendes Wasser in einem Bachlauf einfügen. Diesmal allerdings mit moderner Technik: Wo vor Jahrzehnten Wasser noch mühsam von Hand eingefüllt werden musste, wird heute eine kleine Pumpe diese Arbeit ersetzen. An der Technikumsetzung müsse allerdings noch gefeilt werden, wissen die alten und jungen Krippenbauer, denen die Arbeit trotzdem sichtlich viel Spaß bereitet, um mögliche Schwierigkeiten bei der Konstruktion.

Aber eines wissen sie schon jetzt: Bis Weihnachten ist alles betriebsbereit. Dann wird auch der kleine Neger, der zu alten Zeiten auf keiner Krippe fehlen durfte, wieder wie früher nicken, wenn man eine Münzen für die „Heidenmission“ einwarf. Die Besucher werden kommen und staunen, sind sich die Krippenbauer einig.

„Krippkesbekieken“ war in allen Familien früher ein wichtiger Programmpunkt in der Weihnachtszeit. Da hatte jede Familie bis weit in den Januar ihre eigenen Vorstellungen und Terminabläufe: Ein Muss war für Besuche mit den Kindern die Krippe in der Mesumer Kirche, obwohl man diese bei verschiedenen Gottesdiensten schon gesehen hatte, und in der Kirche in Elte, die damals wegen ihres münsterländischen Ambientes bei den Kleinen sehr beliebt war. Wer immer konnte, fuhr auch zur Basilika nach Rheine. Und dann gab es noch die vielen meist sehr individuell und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Hauskrippen in der Nachbarschaft und im Freundeskreis.

Viele Freunde hat auch der Musikzug Mesum der Feuerwehr, wenn er in jedem Jahr am Heilig Abend an verschiedenen Plätzen in Mesum die Einwohner mit alter Weihnachtsmusik erfreut. Im kommenden Jahr feiert die Kapelle ihr 100-jähriges Bestehen und ebenso lange pflegt sie schon diesen alten liebenswerten Brauch. Dazu gehörte immer auch ein Besuch im Krankenhaus: Bis 1967 im alten (heute HOT), danach im neuen Marien-Hospital im Feld, das allerdings auch schon längst geschlossen ist und wo heute das Altenpflegeheim Mathias-Stift ist. Hier spielen jetzt die Feuerwehrmusiker für die Bewohner.

Wer die Kapelle hören möchte, sollte den Spiel- und Terminplan kennen: Das Weihnachtsständchen beginnt am 24. Dezember um 15.30 Uhr auf dem Spielplatz „Hasenhöhle“ und wir dann an fortgesetzt um 15.45 Uhr an der Franz-Sellhorst-Straße, um 16.00 Uhr am Prozessionsweg, um 16.30 Uhr am Ploogweg, um 16.50 Uhr auf dem Dannenkamp, um 17.10 Uhr an der Bürgerstraße, um 17.25 Uhr im Altenpflegeheim Mathias-Stift im Foyer und auf den einzelnen Etagen und zum Abschluss im Dorfzentrum um 17.50 Uhr auf dem Kirchplatz.


Krippenbauer aus vier Generationen am Werk v.r. Enkel Marc, Uropa Hubert Wältermann, Urenkelin Lena-Marie und ihr Freunde Uwe


Ein Krippendetail war schon fertig: der Stall von Bethlehem


Noch fehlt einiges wie der Wasserfall vorn links in der Krippenlandschaft; hinten rechts der kleine Negerjunge, der Spenden mit einem Kopfnicken in Empfang nahm

Text und Bilder: Franz Greiwe