Wenn’s schmeckt, ist der Ernährungsführerschein bestanden!

Trotz des hohen Besuches mit einer richtigen Weltmeisterin im Fußball, Kerstin Stegemann, und einem Großaufgebotes an Gästen mit Medienvertretern von Presse, Funk und Fernsehen bleiben die 21 Jungen und Mädchen der Klasse 3a der Johannes-Grundschule am Mittwochmorgen ganz gelassen. Eine gewisse innere Anspannung lässt sich allerdings nicht leugnen. Aber das liegt auch an dem ungewöhnlichen Projekt „Gesunde Schule“, an dem sie nun bereits seit mehreren Stunden arbeiten und für das Kerstin Stegemann die Schirmherrschaft übernahm.

Sofort zu Stundenbeginn setzt nach dem Verteilen der Rezeptblätter durch die beiden Ernährungslotsen Stefanie Rensen und Katrin Pelster ein leises Diskutieren unter den Schülern über das beschriebene Menü „Fruchtiger Schlemmerquark“ ein. Dann müssen die Arbeitsgeräte auf den Tisch: Töpfe, Schneebesen, Küchenmesser, Löffel. Alles zaubern sie aus ihren Taschen: Denn eine Küche gibt es in der Schule nicht. Dann folgen aus der gleichen Quelle die Zutaten. Natürlich alle frisch: Quark, Milch, vor allem Obst in verschiedenen Sorten wie Banane, Äpfel, Kiwis.

Denn wichtig ist für Klassenlehrerin Angela Prenger: „Bei dem Projekt geht es auch um das Erlernen von gemeinsamem Planen, Arbeit im Kollektiv und Gruppenfähigkeit. Jede Tischgruppe muss vorher absprechen, wer was mitbringt. Das ist schon ein schwieriger Lern- und Erfahrungsprozess für die Kinder.“ Wie gut sie das bisher verinnerlichten, erweist sich an diesem Morgen: Alle haben der Absprache gemäß, von den Zutaten bis zum kleinen Löffel, alles dabei.

Noch einmal wird vorgelesen: „So wird es gemacht!“ Dann geht’s hoch konzentriert und mit Feuereifer ans Werk: schneiden, schälen, portionieren, rühren und vor allem probieren und abschmecken. Dafür muss jedes Mal ein sauberer Löffel her. Denn auch das ist ein Lernziel: Hygiene wahren. Darum heißt es auch am Anfang und später am Ende: „Schürzen um! Händewaschen nicht vergessen!“ Hygiene, das erfuhren sie vorher im Unterricht aus einem Stück Medizingeschichte, ist nicht allein für die Gesundheit wichtig, sondern kann lebensrettend sein.

An diesem Morgen werden die beiden Ernährungslotsen von einer Reihe Kolleginnen vom Berufskolleg und einigen Müttern aktiv unterstützt, die immer wieder einmal zuschauen, einen kleinen Tipp geben und auch mal kontrollieren, ob die Schürze richtig sitzt und verknotet ist. Dann gibt es eine Zeit voller Geschäftigkeit, bis sich die Schüsseln füllen. Gegessen wird allerdings erst, wenn alle mit der Zubereitung fertig sind: Auch das richtige Benehmen am Tisch gehört zum Unterricht. Danach dauert es nicht mehr lange: Was so gut aussah, schmeckte offensichtlich prima!

Projektleiterin Barbara Schulze, Studienrätin am Berufskolleg Rheine, und Karin Jöhrling von der IKK freuen sich vor allem über die „ganz große Nachfrage und Resonanz bei den Grundschulen für dieses Projekt“. Wer sich nicht gleich zum Mitmachen entschloss, bekam keinen Termin mehr. Aber Karin Jöhrling kann verbindlich versprechen: „In Absprache mit dem Beruskolleg bieten wir allen Grundschulen noch einen Termin in diesem Schuljahr an.“ Beide können sich ferner gut vorstellen, dass dieses Projekt zu einem Dauerangebot in den kommenden Jahren für alle Drittklässler wird: „Gesunde Schule“ als fester Bestandteil im Stundenplan. Dieses gesunde Netzwerk zwischen Berufskolleg und Grundschulen, wo ältere Schüler den ganz jungen Schülern helfen, unterstütze die IKK gern mit Logistik und finanzieller Hilfe.

Die Bedeutung des Projektes kann auch Kerstin Stegemann als Spitzensportlerin nur unterstreichen: „Gesunde Ernährung ist nicht nur für Sportler wichtig. Das können Kinder nicht früh genug erfahren und lernen.“ Darum habe auch gern die Schirmherrschaft des Projektes übernommen. Sie zeigte sich sehr angetan von der Begeisterung und Disziplin, wie hier die Drittklässler an ihre Aufgabe gingen und eine gesunde Mahlzeit bereiteten.

Das Lernprogramm umfasst, so informieren Stefanie Rensen und Karin Pelster, sechs Doppelstunden mit den Themen: Brot, knackige Gemüseknabbereien, bunte Nudelsalate, Schlemmerquark und als besondere Einheit „Tischknigge“. Dann folgt eine theoretische Prüfung und als Abschluss laden die Kinder ihre Eltern zu einem Buffet ein. Dazu steuern sie alle Gerichte bei, die sie erlernten. Das ist zugleich die praktische Prüfung für den Ernährungsführerschein.

Der ist bei allen Drittklässlern heiß begehrt. Denn der bescheinigt dem Inhaber, dass er selbständig kleine Gerichte wie Pausenfrühstück, Salate, Quarkspeisen und heiße Kartoffelgerichte zubereiten kann. Barbara Schulze kann sich dabei gut mit der salopp formulierten Prüfungssituation anfreunden: „Wenn’s gut schmeckt, ist der Ernährungsführerschein bestanden!“

Ach ja, bliebe noch die Schlussfrage an diesem Morgen: „Wie schmeckte es denn?“ Ein Blick in die begeisterten Gesichter sagt schon alles: „Guuuuut!“ Schülerin Patricia vergibt in ihrem Arbeitsheft gleich drei Kochmützen für das Gericht: „Die höchste Wertung, weil es so lecker war!“Ihr Kollege Markus kann nur zustimmen: „Das mach ich jetzt zu Haus öfters. Aber ohne Banane!“ Das unterstreicht die Nachhaltigkeit dieses Projektes: Was Kinder von klein auf begeistert erlernen, bleibt fürs Leben!


Interessiert schaut Schirmherrin Kerstin Stegemann den Schülern und Ernährungslotsen bei der Arbeit zu


Vorsicht, scharfes Messer: Hoch konzentriert bei der Arbeit


Vorher muss noch einmal das Rezept genau studiert werden


Barbara Schulze vom Berufskolleg Rheine, Karin Jöhrling von der IKK und Klassenlehrerin Angela Prenger schauen gern zu


Heiß begehrtes Objekt bei allen: der Ernährungsführerschein


Weltmeisterin Kerstin Stegemann im Interview mit Schülerin Clara vor der Kamera


Schlussfrage: Man sieht’s, es schmeckt!

Text und Bilder: Franz Greiwe