Verreisen ohne Koffer: „Ich kann’s nur jedem empfehlen!“

Mesum Maria Remke aus Rheine, Thea Karrenbrock aus Elte und Bernhardine Schnippe aus Rheine sind sich am Montagmorgen im Mesumer Pfarrheim einig: Die Aktion „Verreisen ohne Koffer“ ist eine wunderbare Sache. Thea Karrenbrock bringt es für sie auf einen Nenner: „Ich kann’s nur jedem empfehlen. Ich bin hier sehr zufrieden.“ Sie weiß, wovon sie spricht. Denn sie war schon im Vorjahr bei der Aktion hier zu Gast. Zum Dabeisein muss man allerdings 80 Jahre und älter sein.

Maria Remke und Bernhardine Schnippe sind zum ersten Mal dabei. Beide kennen sich aus jahrzehntelanger Mitgliedschaft im Eisenbahner-Pensionärsverein, mit dem sie früher oft auf Fahrten gingen. Alle drei Damen haben aber eines gemeinsam: Sie sind in der zweiten Woche die ältesten Teilnehmerinnen. Maria Remke wird 97, Thea Karrenbrock 95 und Bernhardine Schnippe ist 94 Jahre alt. Sie fühlen sich hier gut angenommen und wohl.

Das liegt zum einen an der guten Unterkunft und Betreuung, weiß Resi Uhlenbrock. Sie gehört zum Vorstand der Dekanatsaltenkonferenz und leitet jetzt zum dritten Mal ehrenamtlich diese Aktion. Ihr zur Seite stehen Maria Brands als Vorsitzender der Konferenz, die zugleich mit Wilhelmine Öhmann in dieser Woche dem Küchenteam vorsteht, Elisabeth Wermeling als „Saalchefin“ und zuständig für die Einkäufe. Hinzu kommen noch Anja Rickert vom Caritasverband Rheine und eine Reihe fleißiger und unentgeltlich tätiger Helferinnen, Helfer und Fahrer.

Ohne sie wäre so einen Aktion, die jeweils 40 und mehr alte Menschen zweimal je eine Woche betreuen und versorgen, gar nicht möglich. Und das schon seit 19 Jahren mit viel Erfolg, weiß Anja Rickert. Im nächsten Jahr ist Jubiläum: 20 Jahre „Verreisen ohne Kofferpacken“. „Dazu lassen wir uns auf jeden Fall etwas Besonderes gefallen. Wir denken da an eine Jubiläumsprogramm mit besonderen Gästen,“ blickt Anja Rickert schon mal voraus auf 2010.

Zum anderen gibt es auch in der zweiten Woche wieder ein buntes, attraktives Urlaubs- und Erholungsprogramm, zudem niemand seine Koffer packen und verreisen musste, für die 39 Frauen und Männer. Sie kommen aus dem gesamten Dekanat von Wettringen im Süden, Neuenkirchen im Westen, Rheine im Norden und Elte im Osten. Und natürlich aus der Mitte mit Hauenhorst und Mesum. Nahezu alle Pfarrgemeinden sind vertreten.

Wenn morgens um 9 Uhr der Tag mit dem gemeinsamen Frühstück beginnt, haben dazu die Fahrer alle pünktlich zu Hause abgeholt. Dann rollt ein klar strukturierter Tag ab: Es folgt ein Programmpunkt, um 12 Uhr gehen alle zusammen an den Mittagstisch. Das Essen wird teilweise von der Mesumer Fleischerei Achterkamp geliefert (z.B. Fleisch), der Rest wird in der Pfarrheimküche vor Ort zubereitet. Die Mittagspause bis 14.30 Uhr kann jede® nach Gutdünken individuell gestalten: Mittagsschläfchen auf einer Liege im separaten Ruheraum, Spaziergang rund ums Haus, Klönen oder Kartenspielen. Dann gibt es Kaffee und Kuchen, noch einmal Programm und um 17 Uhr stehen die Fahrer wieder zum Abholen bereit.

Das Unterhaltungs- und Mitmachprogramm ist in beiden Wochen bis auf einige kleine Abweichungen identisch. Am Montagnachmittag begrüßte, nachdem zuvor alle Regularien und das Gruppenfoto abgehakt waren, zunächst als Mesumer Kiepenkerl Alfred Prus mit einem herzlichen Willkommen die Teilnehmer und Gäste. Er tat dies in gewohnt lockerer Art und in plattdeutscher Mundart, wie sie die Alten noch gut verstehen und womit sie sich angesprochen fühlen. Danach traten das Solotanzmariechen Veronique Woltering von den „Roten Husaren“ aus Neuenkirchen und die Tanzgruppe der Mesumer Frauengemeinschaft auf. Damit ging dann der erste Tag zu Ende.

Weitere unterhaltsame, verschiedentlich auch musikalisch-heitere Angebote in der Woche: „Liesbeths Hausmusik“ zum Hören und Mitsingen mit der Spielgruppe vom St. Elisabeth-Altenheim Wettringen, Volkstanzgruppe vom SuS Neuenkirchen, Musik und Tanz mit der Gitarrengruppe der Kfd Mesum, Akkordeonmusik zum Hören, Schunkeln und Mitsingen mit Peter Junk von der FBS Rheine, Lichtbildervortrag über „Afghanistan: Land und Leute“ mit Hartmut Kottmann, Bingo mit Josef Reeker.

Zwischendurch kommen noch Besuche von Gästen wie die stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Helmes, Günter Borowski als Vorstandsvorsitzender der Caritas, Horst Erle vom Seniorenbeirat der Stadt Rheine, Propst Tietmeyer aus Rheine und Pfarrer Felix Schnetgöke aus Mesum, der einen Wortgottesdienst halten wird. Da kann an den fünf Tagen einfach keinerlei Langeweile aufkommen, zumal es auch noch Übungen mit dem Schwungtuch zum Auflockern zwischendurch mit Anja Rickert gibt. So ist es kein Wunder, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer — die Zahl der Männer nimmt langsam, aber spürbar zu — im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederkommen wollen.

Gruppenbild der zweiten Gruppe beim „Verreisen ohne Koffer“ am Mesumer Pfarrheim; rechts stehend Anja Rickert und Resi Uhlenbrock

Die ältesten Teilnehmerinnen v.l. Thea Karrenbrock, Bernhardine Schnippe und Maria Remke

Der Mesumer Kiepenkerl Alfred Prus bei seinem Grußwort

Text und Bilder: Franz Greiwe