Nach 19 Jahren das Aus für die Arche: Letzte Schicht im Bernoldinehaus

Wie an jedem Tag sangen am Freitagmorgen die Kinder ihr Abschiedslied „Alle Leut‘ geh’n jetzt nach Haus“. Doch an diesem Freitag kam dem Lied noch eine ganz andere, tiefere und zugleich sehr bedrückende Bedeutung zu: Nicht wie bisher nur für diesen einen Tag, sondern für immer gingen nun „alle Leut‘ nach Haus“. Die „Leute“, das waren an diesem Morgen Silke Hesselmann, Vorsitzende der „Arche“, Sandra Niermann aus dem Kreis der betreuenden Eltern und die letzte kleine Kindergruppe.

Denn es war die letzte Schicht im Bernoldinehaus für die Arche, die im Dezember 1990 als „Interessengemeinschaft zur Förderung des Kindes e.V.“ dort gegründet wurde. Der Mesumer Kirchenvorstand kündigte der Einrichtung zum Ende Juli das Haus, so Silke Hesselmann. Die Begründung sei klar gewesen: Das Bernoldinehaus wird abgebrochen werden. Dagegen habe man sich zwar schon Ende letzten Jahres gewandt. Aber der Kirchenvorstand habe ihre schriftliche Eingabe bisher nicht beantwortet. Weitere Informationen und Gesprächsangebote an den Vorstand der Arche gab es nicht.

Darum blieb Silke Hesselmann nichts anderes übrig, als am Freitag symbolisch „als Letzte das Licht auszumachen“. Ob nun in den nächsten Wochen das Bernoldinehaus sofort abgerissen wird, weiß sie nicht. Auf jeden Fall fehlt der Arche nunmehr als wichtigste Voraussetzung ein Gebäude, um ihre Arbeit fortzusetzen. Darum werde der Vorstand der Mitgliederversammlung im August vermutlich vorschlagen müssen, den Verein aufzulösen. Das Aus trifft auch die Erzieherinnen Eva Sievers und Melanie Hermes. Die dritte Gruppe leitete Silke Hesselmann.

Dabei gebe es auch heute noch genügend Interesse von Eltern mit kleinen Kindern an der Arbeit der Arche, ist die Vorsitzende überzeugt. Wenigstens ein bis zwei Gruppen kämen für das kommende Betreuungsjahr sicher zustande. Obwohl auch sie nicht den demografischen Wandel und die veränderte Arbeit in den Kindergärten verkennen wollte: „Es gibt weniger Kinder, immer jüngere werden in den Kitas angemeldet und aufgenommen.“

Das sind genau jene Kinder, für die eigentlich die Arche vor fast zwei Jahrzehnten antrat: Für alle etwa Zweijährigen, um sie behutsam von der Mutterbindung abzulösen und auf die Arbeit im Kindergarten vorzubereiten. Dort habe man diese Vorbereitung in der Arche sehr zu schätzen gewusst. Immer drei Gruppen mit je zehn Kindern wurden betreut, jeweils zweimal in der Woche. Für jede gab es eine Erzieherin, die von einer Mutter in der Betreuung der Gruppe unterstützt wurde. In letzter Zeit waren es mitunter auch Oma oder Opa, die hier aushalfen.

Diese aktive Einbindung der Eltern in all den Jahren habe sich als ein großer Vorteil erwiesen, resümierten Silke Hesselmann und Ratsfrau Resi Overesch übereinstimmend: Die Kosten wurden dank der ehrenamtlichen Arbeit für alle Familien erschwinglich gehalten, Eltern nahmen untereinander Kontakte auf und lernten sich kennen, Freundschaften entwickelten sich nicht nur unter den Kindern. Die Außenanlagen wurden von Eltern instand gehalten und gepflegt. Vor gar nicht so langer Zeit renovierten Eltern und Großeltern das große Zimmer. Geräte, Möbel und Spielzeug wurden gespendet.

„Der Vorstand ist über das Ende sehr traurig. Wir haben uns im Bernoldinehaus immer wohl gefühlt und hätten hier noch gern weitergemacht,“ gab Silke Hessselmann einen kleinen Einblick in ihre augenblickliche Gefühlswelt. Das konnte CD-Ratsfrau Resi Overesch seht gut nachvollziehen: „Das Ende hier tut mir sehr leid.“ Sie war kurz vor Mittag gekommen, um allen zu danken, „die hier in den fast zwei Jahrzehnten bis heute sehr gute Arbeit zur Förderung vieler hundert Kinder leisteten“. Symbolisch überreichte sie für alle an Silke Hesselmann einen Blumenstrauß.


Ratsfrau Resi Overesch (l.) dankte allen Mitarbeiterinnen der Arche, stellvertretend hier der Vorsitzenden Silke Hesselmann, mit einem Blumenstrauß; r. Sandra Niermann

Text und Bild: Franz Greiwe