Ein geheimnisvolles Kreuz mit vielen Fragezeichen


Als Gemeinderatsvorsitzender Udo Mogdans am Dienstag im Pfarrheim den Drittklässlern aus der Franziskusschule die Geschichte „von einem geheimnisvollen Kreuz mit vielen Fragenzeichen“ erzählte, da hörten die 60 Kinder aus den Klassen 3a, und c mucksmäuschenstill zu. Wenn junge Leute, die zuvor noch lebhaft den Pfarrheimsaal belegt hatten, so aufmerksam sind, dann fesselt sie meist ihr Interesse an der Sache.


Und diese Sache hat es in sich. Denn es handelt sich um ein knapp meterhohes Holzkreuz von einem unbekannten Künstler. Auffällig daran ist die Oberflächengestaltung mit feinen, gleichmäßig gesetzten Messerspuren, die eine raue Korpusfläche erzeugen. „Niemand kennt das Kreuz oder kann etwas dazu sagen,“ erklärte Udo Mogdans den Kindern.

Dann erzählte er ihnen, wie das geheimnisvolle Kreuz entdeckt wurde und wie sein Weg bis ins Pfarrheim verlief. Er habe immer schon vermutet, dass es einst in der Franziskusschule ein Kreuz für das Foyer gab. Denn hier wurde schon bald nach der Fertigstellung der Schule im Jahre 1951 Gottesdienst gehalten. Gedacht zunächst für die Schulkinder, aber zunehmend nahmen daran auch Gemeindemitglieder teil.

Für diese Gottesdienste müsste es einstmals ein Kreuz gegeben haben, erfuhr Udo Mogdans. Darum begab er sich unlängst mit Hilfe der Schule auf die Suche danach und fand im Keller tatsächlich ein Kreuz: verdreckt, fleckig, wurmstichig. Allerdings konnte weder in der Schule noch bei Ehemaligen ihm jemand etwas über dieses Kreuz sagen. Keiner erinnerte sich, niemand hatte es zuvor gesehen. Immer nur Achselzucken auf seine Bitten.

So blieben ganz viele Fragezeichen: Wer hat es gemacht? Wer in Auftrag gegeben? Wann war das? War es überhaupt das Gottesdienstkreuz? Wie, warum und vom wem kam es in den Keller? Neue Fragen kamen jetzt nach dem Auftauchen hinzu: Wem gehört es nun? Was soll und kann damit geschehen? Denn einig war man sich schnell, dass es auf keinen Fall wieder im dunklen Keller zurück gebracht werden sollte.

Schule und Schulträger entschieden dann unbürokratisch, das Kreuz an die Pfarrgemeinde abzugeben, wenn diese dafür eine würdige Verwendung habe.

Daraufhin war für Udo Mogdans und den Gemeinderat klar: Das Kreuz wird restauriert und kommt in den Pfarrheimsaal. Dafür wurde schon seit Jahren ein religiöses Symbol dieser Art gesucht. Mit Hilfe von Grundschülern konnte er nun am Dienstag das fein restaurierte Kreuz dort aufhängen.

Die Drittklässler, die mit ihren Lehrerinnen Melanie Berlage und Barbara Schwerdt gekommen waren, hatten sich zuvor im Unterricht mit der Thematik „Das Kreuz als Symbol“ auseinandergesetzt und dabei erfahren, dass die Menschen immer wieder an vielen Orten diesem Symbol begegnen. Darum löcherten sie geradezu Udo Mogdans mit ihren Fragen zu diesem Kreuz, die er aber nur unvollkommen beantworten konnte.

Denn viel ist darüber nicht bekannt, musste er gestehen. Der Restaurator Alfred Eimers bezeichnete es als schön, von ideellem Wert und datierte es für den Zeitraum 1930 bis 1950. Hinweise auf einen Künstler konnte er trotz der auffälligen Oberflächengestaltung nicht geben. Eine Datierung fand er nicht, wohl unter dem Sockel eine nicht deutbare Buchstabenfolge oder Schrift. Nicht weiter half ein Hinzuziehen des Telgter Museumsleiters Dr. Thomas Ostendorf, der keine neuen Erkenntnisse mitteilen konnte.

Jetzt setzt Udo Mogdans auf die Mithilfe der Mesumer. Denn wenn es das Gottesdienstkreuz der damaligen Marien- und heutigen Franziskusschule war, müsste sich doch der eine oder andere ältere Mesumer und ehemalige Schüler daran erinnern. Möglicherweise weiß auch jemand mehr über die Anschaffung des Kreuzes und warum es in den dunklen Keller verschwand.

Text und Bilder: Greiwe


Gleich mehrere Drittklässler halfen Udo Mogdans beim Aufhängen des alten „neuen“ Kreuzes im Pfarrheimsaal


Eine spannende Geschichte erzählte Udo Mogdans den Schülern aus der Franziskusschule


Das restaurierte Kreuz mit der auffälligen Oberflächengestaltung


Die Buchstabenfolge auf der Rückseite des Sockels und die auffällige Oberflächengestaltung am Korpus