Großes Konzert der Meister: zwei Chöre und ein Chorleiter

„Sich einfinden, Ruhe haben, Kraft schöpfen ist etwas Einfaches, aber immer Selteneres.“ Das wünschte Pfarrer Felix Schnetgöke all den vielen Besuchern in der vollbesetzten Mesumer Kirche. Es wurde dann aber mehr als eine stille, besinnliche Stunde beim „Geistlich meditativen Konzert“ des MMC. Denn was die beteiligten Akteure von den beiden Meisterchören Mesumer Männerchor und Ars Musica Ensemble aus Saerbeck, meisterlich geführt vom gemeinsamen Chorleiter Alexandros Tsihilis, über eineinhalb Stunde lang darboten, war ein ganz große Gesangskunst von Meistern, die den Zuhörer in den Bann schlug und atemlos lauschen ließ.

Das Programm orientierte sich am Ablauf eines Gottesdienstes mit der „Messe bréve“ von Charles Gounod als inhaltlichem Rahmen. Dieses Werk zeichnet sich zwar durch Einfachheit und Kürze aus, ist jedoch mit den vielen unerwarteten Wendungen in den einzelnen Teilen nicht einfach zu singen. Der MMC meisterte aber alle Schwierigkeiten, hochkonzentriert, gekonnt und effektvoll in seinem Musizieren. Begleitende Akzente setzte Christian Muche dabei an der Orgel.

Der Chor eröffnete machtvoll mit dem „Kyrie“ und „Gloria“ und ließ das „Sanctus“ besonders feierlich erklingen, seine stimmlichen Möglichkeiten voll ausschöpfend. Mit dem „Agnus Dei“ setzte der Chor einen gelungenen Schlusspunkt der Messe, der spontan vom begeisterten Publikum gefeiert wurde. Denn die Zuhörer waren zuvor gebeten worden, ihren Beifall für den Abschluss aufzuheben, um Unterbrechungen im Konzertablauf zu vermeiden.

Sich angesichts der tollen Darbietungen daran zu halten, fiel vielen jedoch sichtlich schwer. Etwa beim „Hebe deine Augen auf“, dem Engel-Terzett aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, das von den Frauen aus dem Ars Musica Ensemble mit neun Engelsstimmen interpretiert wurde. Da klang spontan nur mühsam zurückgehaltener Applaus auf. Zu Recht, denn die hervorragende Darbietung verlangte einfach nach Beifall.

Die Gäste aus Saerbeck präsentierten sich mit ihren überaus fein vorgetragenen Musikstücken als sehr homogener, klangreiner Chor, der mit stimmlicher Qualität, hoher Vortragskunst, musikalischer Bandbreite in der Stimmfülle und Sauberkeit in der Intonation zu überzeugen wusste. Das Ensemble übernahm im Konzert in nahezu allen seinen Liedern mehr den meditativen Part mit wunderbar leis verklingenden Melodien. Das begann mit der Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner, dem ein fast hingehauchtes „Alleluia“ von Randall Thompson folgte. Wunderbar, wie die letzen Töne in der großen Kirche verhallten. Da wagte das Publikum kaum noch zu atmen.

Das galt auch für die beiden Spirituals „All night, all day“ und „Deep river“, interpretiert mit ganz viel Gefühl für Stimmen, Stimmungen und Inhalten. Intensiv-eindringlich dargeboten wurden das „Vater unser“ (Notre Pére) von Maurice Durufle, „In stiller Nacht“ von Johannes Brahms und „Herr, sei gnädig“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, um den Gebetscharakter der Stücke zu betonen.

Bescheinigen darf man dem MMC, dass ihm sein Experiment – wenn es denn überhaupt ein solches gewesen sein soll – mit geistlichen Musikstücken aus der russischen Liturgie überzeugend gelungen ist. Er startete dabei mit dem „Herr, erbarme dich“ (Gospodi Pomiluj) im ersten Konzertteil und ließ dann zum Ende zwei weitere Weisen folgen. Darunter das eingedeutschte „Gib uns, Herr, den Frieden“. Die Sprachschwierigkeiten meisterten die Sänger ebenso spielend wie die musikalische Darbietung. Den Sängern gelang es einfühlsam, mit ihrer getragenen Vortragsweise die russische Seele zum Ausdruck zu bringen. Sie überzeugten in allen Bereichen, ihren Einsätzen und den wunderbar fließenden Übergängen vom feinen Piano zum klangvollen Forte.

Am Ende gab es den verdienten Beifall und stehende Ovationen, wobei vor allem die Leistung von Chorleiter Alexandros Tsihlis, der auch die Gesamtleitung des Konzertes innehatte, bejubelt wurde. Dafür gab es für ihn ebenso Dank und Blumen durch den MMC-Vorsitzenden Bernhard Hülskötter wie für die weiteren Hauptakteure Tünde Kalotaszeji-Linnemann von Ars Musica und Christian Muche. Dank galt auch Pfarrer Felix Schnetgöke als dem Hausherrn der Kirche, die sich wieder einmal wegen ihrer herausragenden Akustik als Konzertraum empfahl.


Der MMC bei seinem geistlichen Konzert in der Kirche


Der MMC vor ausverkauftem Haus beim Konzert, vorn links das Ars Musica Ensemble aus Saerbeck und Christian Muche an der Orgel


Beim „Engel-Terzett“ mit den Frauen vom Ars Musica Ensemble


Zufriedene, strahlende Gesichter nach einem großen Konzert v.l. Tünde Kalotaszeji-Linnemann, Christian Muche, Alexandros Tshilis, Bernhard Hülskötter und Pfarrer Felix Schnetgöke

Text und Bilder: Franz Greiwe