„Wandel im ländlichen Raum aktiv mitgestalten“

Angesichts des Wetters könne man schon Zweifel haben, ob denn das Winterfest des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Mesum noch den richtigen Namen habe, hinterfragte bei seiner Begrüßung Vorsitzender Klemens Renger. Es müsse ja nicht gleich in „Frühlingsfest“ umbenannt werden, ergänzte Bürgermeisterin Dr. Kordfelder dazu in ihrem Grußwort schmunzelnd und schlug „Jahresanfangsfest“ vor.

So locker und heiter eingeleitet ging es im Festprogramm weiter. Dazu gab es auch im vollbesetzten Haus auf der Hohen Heide allerlei Grund. Klemens Renger blickte in seinem Jahresbericht im Verein und allgemein zur Lage der Landwirtschaft durchaus optimistisch zurück: Es sei ein Jahr mit Höhen und Tiefen gewesen, aber insgesamt sei man sehr zufrieden. Das gelte aber weitgehend nur für die Bereiche von Schweine- und Rindermast, in Mesum vorherrschend, und weniger für die Michviehwirtschaft. Allerdings gibt es in Mesum keine solchen Betriebe mehr.

Positiv zu werten sei auch die neue Biogasanlage in Altenrheine, die in Regie der Landwirte ihren Betrieb jetzt aufgenommen habe, aber noch nicht in Volllast laufe. Ein paar „knifflige Fragen und Probleme“ sah er noch im Reitwegekonzept der Stadt. Hier sei noch einiges an Gesprächsbedarf, signalisierte er in Richtung Bürgermeisterin. Jene ging darauf dann nicht genauer ein, sondern verweis allgemein auf den „Strukturwandel auf dem Land, der seit geraumer Zeit aktuell ist“. Hier sei die Stadt mit ihrem integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept „Rheine 2020“ gut aufgestellt und „auf dem besten Wege, die Zukunft unserer Stadt zu gestalten“.

In die gleiche Richtung blickte auch MdL Josef Wilp. In Düsseldorf arbeite man zur Zeit an einem Zukunftsprogramm, „mit dem wir den Wandel im ländlichen Raum aktiv mitgestalten können“. Erstmals sei im Landtag die Zahl der Abgeordneten aus dem ländlichen Raum in der Mehrheit. Das sei eine Chance, die Wohn- und Arbeitswelt auf dem Lande deutlicher zu gestalten, die Schlüsselzuweisungen für die Ballungsräume kritisch zu hinterfragen, auf die gerechtere Gleichstellung aller Bürger zu schauen: „Wir müssen und wollen den ländlichen Raum, in dem es nicht nur Landwirtschaft gibt, stärken.“

Kaplan Robert Schmäing, der als Vertreter der Kirchengemeinden grüßte, wies dabei schon einmal auf die Hauptreferentin hin, als er unter großer Heiterkeit bekannte, auch schon einmal in der Justizvollzugsanstalt Münster hinter hohen Gefängnismauern gewesen zu sein. Damals, so entwarnte er sofort, habe er mit seinem Diakonatskurs für die Gefangenen am Weihnachtstag dort einen Gottesdienst mitgestaltet.

So vorbereitet war Maria Look als Leiterin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster gleich mitten im Thema. Warum gerade sie als Referentin gekommen war, hatte zuvor schon Klemens Renger erläutert: Maria Look ist seine Schwester und damit eine Ur-Mesumerin. In ihrem Referat stellte sie zunächst die JVA vor, eine von 37 gleichen Einrichtungen mit insgesamt 19000 Gefangenen in NRW. 528 Haftplätze stehen in dem 1853 errichteten Gebäude, das heute unter Denkmalschutz steht, im geschlossenen Vollzug zur Verfügung, die von 270 Bediensteten betreut werden.

„Nicht weggeschlossen und verwahrt, sondern von uns werden die Gefangenen betreut“, beschrieb sie die Aufgaben und Ziele der JVA. Der Vollzug der Freiheitsstrafe diene zwar dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten, solle aber auch den Gefangenen befähigen,
„künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen“. Das sehe der gesetzliche Auftrag so vor.

Dazu gebe es Betreuungs- und Behandlungsmaßnahmen: schulische Aus- und Weiterbildung, Arbeit in Werkstätten wie Schreinerei und Buchbinderei, Sport, Freigang, Sozialarbeit, psychologische Beratung, gezielte Therapien und Gesundheitsfürsorge. Den Gefangenen in seiner Würde als Mensch zu achten sei immer noch die beste Sicherheitseinrichtung einer JVA und der sicherste Schutz vor Gewalt- und Ausbruchversuchen. Denn die Mauern in Münster seien eineinhalb Meter niedriger als der Standard vorsehe. Aus Denkmalschutzaspekten werde man daran aber nichts ändern.

Eine Frau als Leiterin eines Männergefängnisses sei nicht selbstverständlich, bekannte sie gern. Aber zum Personal gehören insgesamt 22 Frauen, die „in einer reinen Männeranstalt für ein besseres Klima und einen freundlicheren Umgangston, vor allem bei den Gefangenen, sorgen“. Auf Fragen ging die Referentin dann genauer auf den Tagesablauf eines Gefangenen ein. Fernseh- und Radioempfang sei nur dann möglich, wenn sich der Gefangene dafür die entsprechenden Geräte beschaffen könne.


Blick auf die Gästereihe beim LOV v.l. Hubert Overesch, Maria Look, Kaplan Robert Schmäing, Klemens Renger, Bürgermeisterin DR. Kordfelder und MdL Josef Wilp


Referentin und Leiterin der JVA Münster, Maria Look, bei ihrem Vortrag

Text und Bilder: Franz Greiwe