„Man weiß ja darüber viel zu wenig!“

Der Tod ist ein Teil unseres Lebens, über den wir beizeiten offen sprechen sollten. Das war die Botschaft des Abends zum Thema „Beerdigung konkret – ein Bestatter erzählt“, angeboten von der Seelsorgeeinheit ElMesHorst und wozu diesmal Kaplan Robert Schmäing viele interessierte Zuhörer in großer Runde begrüßen konnte. „Man weiß ja darüber viel zu wenig“, sagte eine Teilnehmerin und drückte damit auch das Unbehagen vieler Menschen aus, sich darüber im Fa-milienkreis rechtzeitig Gedanken zu machen und Vorkehrungen zu treffen.

Wie diese aussehen können, dafür hatten Bestatter Christoph Meinigmann und Elke Schäfer viele Ratschläge, Informationen, Tipps und ganz konkrete Anleitungen und Hilfen. So rieten sie, sich eine Sammlung mit allen wichtigen Unterlagen, Anschriften und Daten anzulegen. Dazu legten sie einen Ordner als Hilfe und Vorsorge vor, den man für wenige Euro erwerben könne. Außerdem verteilten sie die Broschüren „Ratgeber bei Trauerfällen“.

Christoph Meinigmann schaffte die schwierige Balance zwischen pietätvollem Umgang mit dem Thema „Sterben“ und der sachlichen, mitunter lockeren Information zur Organisation und den notwendigen Abläufen einer Beerdigung. Da wechselte er zwischen „hammerharten Trauerfällen und Geschichten“ und pointiert offener Darstellung der Probleme. Die könnten schon anfangen bei der Wahl der Bestattungsart: Erd-, Feuer- oder Seebestattung. Letztere käme hier im Binnenland allerdings kaum in Betracht.

Mehr Fragen kamen da schon zur Feuerbestattung. Es sei auf jeden Fall sicher gestellt, dass die Asche des verstorbenen Angehörigen in der Urne sei, beschrieb er. Da gebe es ausreichend kontrollierte Maßnahmen bis hin zu einem Schamottstein, der mit einer deutlichen Kennzeichnung im Sarg sei und bei der Verbrennung übrig bleibe. Es garantierte außerdem, dass „die gesamte Asche des Toten in eine Urne passt“. Gesetzlich geregelt sei, dass „eine Urne bestattungspflichtig ist“.

Das Bestattungsritual unterscheide sich auf Wunsch nicht vom dem einer Erdbestattung. Eine Urne könne auch in ein Erdgrab gelegt werden. In Großstädten gehe der Trend zur Feuerbestattung, „oft allein aus Kostengründen“. Wenn ein Grab in Stuttgart 8000 Euro koste, sei eine Urnenbestattung in der Regel bis zu 5000 Euro preiswerter. „Das sieht allerdings in Mesum bei den erheblich geringeren Beerdigungskosten ganz anders aus, denn hier unterscheiden sich die Gesamtkosten beider Formen kaum“, wusste er aus Erfahrung. Kaplan Schmäing konnte dazu ergänzen, dass die Feuerbestattungen in dem Maße steigen, wie die Beerdigungskosten klettern und umgekehrt.

Ein wichtiger Tipp des Fachmannes: Sich rechtzeitig über die Gebührenordnung des heimischen Friedhofes erkundigen. Und ein weiterer: „Die Menschen versichern alles: Haus, Auto, Inventar, gegen Unfälle und Haftung. Das meiste brauchen sie nie im Leben. Aber das, was sie ganz sicher brauchen, ignorieren sie: die Sterbegeldversicherung.“ Wer für sich eine angemessene Beerdigung sicher stellen wolle, dem sei eine solche Versicherung zu empfehlen oder aber eine Geldrücklage beim Bestatter nach Wahl. Sein Rat: etwa in Höhe von 5000 Euro. Denn dieses so festgelegte Geld könne nicht für eventuell notwendige vorherige Pflegekosten in einem Heim herangezogen und dafür aufgebraucht werden: „Sonst bleiben die Angehörigen auf die Beerdigungskosten hängen.“ Zumal es seit 2004 keinerlei Sterbegeld mehr von den Krankenkassen gebe.

Ausführlich ging Christoph Meinigmann an Hand einer Checkliste alle „Formalitäten bei einem Sterbefall“ durch. Das beginne mit der Benachrichtigung des Arztes zur Todesbescheinigung (beim Todesfall zu Hause) über die Bestellung eines Bestatters weiter zur Erledigung unendlicher Behördengänge, Aufgaben, Entscheidungen zum Ablauf der Beerdigung einschließlich Kaffee mit den Angehörigen, Abrechnungen mit Krankenkasse, Bestellen der Totenbriefe und Todesanzeigen, Schriftwechsel mit Versicherungen bis zum Besorgen von Trauerkleidung und dem Auflösen der Konten des Toten. Sehr vieles übernehme von diesen Formalitäten auf Wunsch das Bestattungsunternehmen. Auch hier hatte Meinigmann einen Rat: Wenn ein naher Angehöriger zu Hause stirbt, solle man sich Zeit lassen zum Abschiednehmen und erst für Stunden später den Bestatter zur Überführung der Leiche beauftragen: „Zu Hause ist in der Regel der würdigste Ort für Trauer und Abschied.“

Wenn Unterlagen wie Stammbuch, Anschriften und Ansprechpartner fehlen, Erbstreitigkeiten auftreten, die Beerdigungskosten nicht aufgebracht werden (können), das Sozialamt eintreten muss, die Grabpflege für die kommenden 25 Jahre nicht geregelt ist, dass alles seien schwierige „Probleme sein, die bei der Abwicklung von einem Trauerfall auftreten können“. Auch daran könne man vorausschauend denken.

Den Abschluss des sehr informativen und auch langen Abends bildete ein Gespräch über die verschiedenen Trauerphasen, die mit dem „Nicht-wahrhaben-wollen“ beginnen und mit der langen Suche nach einem „Neuen Selbst- und Weltbezug“ enden. Die wirkliche Trauer beginne oft erst nach der Beerdigung, so Christoph Meinigmann.

Die Gesprächsreihe „Was kommt nach dem Tode“ wird fortgesetzt am Dienstag, dem 13. März, um 20 Uhr mit einer Bibelrunde zum Thema „Tod und dann?“ im Pfarrhaus Mesum.


Christoph Meinigmann und Elke Schäfer (v.l.) informierten „Beerdigung konkret“

Text und Bild: Franz Greiwe