Fußbodenbretter vom Rhein für Mesumer Schule

Vor 105 Jahren war in Mesum ein Festtag, denn 1904 konnte die Gemeinde ihren ersten zweiklassigen Schulneubau beziehen. Er bekam den Namen des Patrons von der nahen Pfarrkirche: Johannesschule. Zum brandneuen Schulhaus gehörten auch zwei Lehrerwohnungen. In eine zog damals aber nicht der Lehrer, sondern der neu ernannte Pfarrer Franz Römer, der hier ein Domizil bezog, bis sein Pastorat bezugsfertig war. Er hatte sich schlichtweg geweigert, im uralte Pfarrhaus, ein Fachwerkbauernhaus, zu wohnen und bestand auf einen Neubau.

Die (heute alte) Johannesschule ist ein eineinhalbgeschossiger Bau aus massiv–beständigem, rotem Backsteinmauerwerk mit Satteldach. Zur West- und Ostseite befindet sich an der nördlichen Seite je ein Risalit mit zur Hauptachse quergelagertem Schaugiebel. So wirkt der Bau eigentlich wie aus zwei etwa gleich großen Gebäudeteilen erstellt, die rechtwinklig aufeinander stoßen. Im Nordteil befinden sich unten die zwei Klassenräume.

In den 1960-er Jahren gab die Gemeinde diese zwei Klassenzimmer als Schulraum auf und widmete sie auf Dauer dem DRK-Ortsverein, der hier bis heute sein Heim einrichtete. 1971 gab es zwischendurch für vier Jahre eine kleine Unterbrechung, als die beiden Räume zu Zeiten der Schulraumnot wieder als Klassenräume gebraucht wurden.

In den letzten Jahren bemerkten die Rotkreuzler im vorderen Klassenraum deutlich sichtbare Schäden und Löcher am Fußboden. Bauliche Untersuchungen durch Bauleute der Stadt ergaben, dass ein Teil der unteren Balkenlage vermodert war, so dass es zu Einbrüchen kam. Darum muss ein Fachunternehmen in den nächsten Tagen einige tragende Balken erneuern und danach Holzdielen für einen neuen Fußboden aufbringen. Vor allem im Bereich der Außenmauern waren die Schäden groß, möglicherweise verursacht durch Nässe.

Bei den Abbrucharbeiten stießen die Bauarbeiter zufällig jetzt auf zwei vergilbte, kleine Lieferscheine, die noch von den Neubauarbeiten vor 1904 stammen. Daraus geht hervor, dass die Fußboden- und Parkettbretter damals vom Rhein kamen. Lieferfirma war „W. Gail Wwe., Parquetboden-Fabrik, Biebrich a. Rh. u. Wiesbaden“. Geliefert wurde per Bahn, wie aus dem Bestimmungsbahnhof zu ersehen ist: „Station Mesum“. Eine Signatur in ganz kleiner Schrift am rechten unteren Blattrand lässt die Zahlenkombination „7-02“, einen Namen und den Ortsnamen „Biebrich“ erkennen. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Zeichen der Druckerfirma, die die Lieferscheinformulare herstellte. Dabei könnten die Zahlen, was nahe liegt, das Jahr 1902 bedeuten.

Wenn man heute wie beim DRK davon ausgeht, dass die Bauschäden am Fußboden durch Feuchtigkeit entstanden, dann kann man allerdings nur sagen: Hätten sich doch die Bauleute damals beim Neubau oder bei zwischenzeitlichen Renovierungen im Gebäude genauer den Lieferschein von 1902/03 angesehen! Denn da steht unübersehbar in großen, dick-schwarzen Lettern zu lesen: „Vor Nässe zu schützen!“


Ein Teil der alten Balkenlage von 1904 ist morsch und muss erneuert werden


Die alte Johannesschule, deren ehemaliger Klassenraum links einen neuen Fußboden bekommt


Der kleine vergilbte Lieferschein vom Rhein

Text und Bilder: Franz Greiwe