Ein Kreuz aus Ibbenbüren auf dem Mesumer Waldfriedhof

Dank sagte am Freitagnachmittag Matthias Höfker als stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender einer kleinen Gruppe von Kirchenvorständlern, Fachleuten und Helfern auf dem Waldfriedhof. Im Blickpunkt hatte er dabei das neue Friedhofskreuz, das hier seit einiger Zeit steht und an dessen Aufbau alle ihren großen Anteil hatten: „Alle Arbeit und Mühen haben sich dafür gelohnt. Das neue Kreuz passt nach Art und Größe gut hierher.“

Sein besonderer Dank galt dabei Georg Schröer, der mit seiner Frau aus Ibbenbüren gekommen war. Denn er war es, der das Kreuz gemeinsam mit Hubert Overesch, ehemals Kirchenvorstandsmitglied, nach Mesum vermittelte. Das alles hatte eine lange Vorgeschichte, erzählte Georg Schröer über Herkunft und Auffinden des Kreuzes.

Vor etlichen Jahren stieß beim Abbruch eines alten Hauses in der Ibbenbürener Innenstadt der Bagger unter alten Entwässerungsleitungen auf einen Widerstand. Als sich Georg Schröer dies in der Baugrube näher ansah, war für ihn als Fachmann gleich klar: Hier handelte es sich nicht um irgendeinen Steinklotz, sondern um ein fein bearbeitetes Kreuz, das vorsichtig gehoben werden musste. Der zweite Augenschein bestätigte, dass er hier ein wertvolles und fein bearbeitetes Kunstwerk vor sich hatte, das dort schon längere Zeit in der Erde lag.

So sehr er sich auch in der Folgezeit mühte, Herkunft und Entstehung des Kreuzes ließen sich auch nicht annähernd rekonstruieren. Woher es stammte, wer es wann und warum in der Erde „entsorgte“, wer gar Künstler und Auftraggeber waren und wofür es ursprünglich entstand, all diese Fragen blieben bis heute unbeantwortet. Fest steht, dass es aus Ibbenbürener Sandstein geschlagen wurde. Da man in Ibbenbüren keine würdige Verwendung fand, meldete sich der Mesumer Kirchenvorstand gern, um es auf dem neuen Waldfriedhof aufzustellen. Denn es könne nicht ausgeschlossen werden, so vermutete Georg Schröer, dass es nicht einst auf dem alten Ibbenbürener Friedhof, der längst aufgegeben wurde, und damit in Fundortnähe stand.

Steinmetz- und Bildhauermeister Peter Bruning nahm sich des Kreuzes an und restaurierte es in seiner Werkstatt. Dabei stellte er die feine Bearbeitung der Oberflächen wieder her: Alle Flächen des 1,40 Meter hohen, 1,25 Meter breiten und 20 Zentimeter tiefen Kreuzes sind gekrönelt. Eine solche Oberflächenbearbeitung mit dem schweren Kröneleisen, auch Gradiereisen oder Krönel genannt, geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, wurde jedoch weitläufig vor allem Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhundert angewandt. Heute wird als zu aufwändig und zu schwer nicht mehr benutzt. Alle Kreuzkanten sind schmal mit dem Scharriereisen weiter geglättet.

Möglicherweise ist das Kreuz schon jahrhundertealt. Dennoch wirkt es in seiner schlichten Form modern und zeitgemäß. Dazu trägt auch ein schmal eingetieftes Kreuz bei, das die Vorderseite auflockert. Ob es dabei um ein dekoratives Element handelt oder ob es als Rahmen für eine Vorsatzfigur diente, ist nicht mehr feststellbar. Dagegen fand man Spuren am Kreuzfuss von einem Bleiverguss. Das heißt, dass hier einmal Halteeisen eingegossen waren, mit denen das Kreuz einst fest mit seinem Fundament verbunden war.

So müssen viele Fragen zum Kreuz ohne Antwort bleiben. Das gilt aber keineswegs für seine heutige, neue Verwendung. Denn es steht hier im Bereich der Rasengräber am östlichen Friedhofsrand. Gedacht sei, so Matthias Höfker, dass die Angehörigen hier Blumen, Kerzen und andere Andachtsgegenstände abstellen können. Auf den Grabplatten der Rasengräber sei dafür kein Platz, damit während der Vegetationszeit der Friedhofsgärtner bei der Rasenpflege nicht behindert werde. Vor und an dem Kreuz habe man nun für alle Kerzen und Blumen einen passenden und zugleich würdigen Ort gefunden. Das werde inzwischen auch von den Angehörigen so gesehen und bereits akzeptiert, konnte Friedhofsgärtner Rainer Schürmann bestätigen.

Nicht beantwortet ist damit aber auch nicht die Frage nach dem großen Friedhofskreuz, erklärte Höfker. Denn der Kirchenvorstand denke durchaus daran, das Holzkreuz an der südlichen Stirnseite des Friedhofes durch ein von Künsterland geschaffenes Denkmalkreuz zu ersetzen. Da es dazu allerdings gegenwärtig dazu noch an den finanziellen Mitteln fehle, seien noch keine konkreten Schritte eingeleitet worden.


Matthias Höfker (r.) dankte allen Helfern vor allem Georg Schröer und Hubert Overesch (l. und r. vom Kreuz), für ihre Mitarbeit am neuen Friedhofskreuz


Seit Jahren steht auf dem Waldfriedhof an der südlichen Stirnseite bisher nur ein großes Holzkreuz

Text und Bilder: Franz Greiwe