Wochenlang rätselten die Mesumer hinter vorgehaltener Hand, darunter nicht nur eingefleischte Karnevalisten, ob die Dorfschützen denn nun zu ihrem Klein-Berliner Karneval einen Elferrat präsentieren können oder ob sie erstmals in ihrer Narrengeschichte ohne eine solche närrische Regentschaft auskommen müssen. Auch wenige Tage vor dem Start ins närrische Treiben muss diese Frage offen bleiben. Wer es genau wissen will, der muss wohl am Wochenende eine der beiden großen Galasitzungen besuchen.
Elferrat oder nicht? Auf eine direkte Anfrage reagierte Vorsitzender Christoph Kösters verschmitzt-gelassen: „Ich kann allen Karnevalsfreunden und Sitzungsbesuchern eine große Überraschung versprechen. Mehr sage ich im Voraus über Besetzung, Art und Größe dieses Gremiums auf unserer närrischen Bühne nicht.“ Einzelheiten wie Namen wollte zum neuen Prinzenpaar wollte er sich schon gar nicht entlocken lassen: Das bleibt nach karnevalistisch-strengen Brauch in Klein-Berlin bis zur Proklamation ein großes Geheimnis.
Auskunftsfreudiger war der Vorsitzende allerdings zum Sitzungsprogramm. Da kann er zu den bekannten Büttkanonen etliche neue Akteure versprechen, u.a. drei Gruppen, die erstmals die Bütt erobern wollen. Insgesamt würden mehr als 100 Akteure im Laufe des Abends die närrischen Bretter erobern und gute Stimmung verbreiten: „Darunter sind diesmal auch ganz kleine Büttartisten und ganz gewichtige Herrschaften.“ Mit dabei sein wird auf jeden Fall das Klein-Berliner Dreigestirn mit Bürgermeister(in), das traditionsgemäß das neue Prinzenpaar in Amt und Würden erhebt. Damit dann offiziell aus dem beschaulichen Mesum das närrische Klein-Berlin geworden.
Das lange Karnevalswochenende beginnt am Freitag, 29. Januar, mit der großen Galasitzung und Prinzenproklamation um 19.31 Uhr im beheizten Festzelt auf dem Hof an der alten Josefschule. Anschließend ist Tanz in geschlossener Gesellschaft. Wer dann nicht dabei sein kann: Für alle gibt es am Samstag, 30. Januar, um 17.01 Uhr an gleicher Stelle die Prunksitzung mit komplett gleichem Programm. Ab 21.31 Uhr ist dort öffentlicher Tanz. Karten für die beiden Sitzungen gibt es noch im Vorverkauf bei Lotto Hembrock an der Alten Bahnhofstraße und an der Abendkasse.
Der Sonntag, 31. Januar, startet um 11.11 Uhr mit Frühball und Frühschoppen, der mit „Open End“ gleitend in den Dämmerschoppen übergehen wird. Dazu sind vor allem bunt kostümierte Feiergäste willkommen. Zur Unterhaltung gibt es etliche Showeinlagen durch die Tanzgarden und die Büttgruppe „Starparade“. Für stimmungsvolle Musik sorgt an allen drei Tagen die Tanzkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Mesum.
Beim Klein-Berliner Karneval niemals fehlen darf die „Klein-Berliner Posaune“. Schon 1931 erschien das erste Exemplar. Die älteste noch erhaltene Ausgabestammt aus dem Jahre 1935. Damit wird die alte Ausgabe damit in diesem Jahr 75 Jahre alt. Damals hieß die Zeitung noch „Reinigungsorgan der Mesumer Junggesellen“, einer der beiden Vorgängervereine der heutigen Schützenvereinigung. Wie immer haben auch in der Session 2009/2010 wieder die närrischen Redakteure mit spitzer Feder in Wort und Karikatur den Klein-Berlinern aus Dorf und Feld aufs Maul und auf die Finger geschaut und werden alles in ihrer ureigensten Art witzig kommentieren. Die „Posaune“ wird am Samstag von Haus zu Haus angeboten.
Der närrische Ausrufer, die Symbolfigur des Klein-Berliner Karnevals, lädt zu den drei tollen Tagen
Das älteste noch erhaltene Exemplar der „Klein-Berliner Posaune“ erschien vor 75 Jahren
Text und Bilder: Franz Greiwe