Zwischen Zustimmung und Kritik: Neubau eines Wohnhauses für Menschen mit Behinderung

Franz-Josef Meinert, Leiter des Wohnverbundes für Menschen mit Behinderung beim Caritasverband Rheine, machte es sich am Freitagabend in einer Informationsveranstaltung nicht einfach, als er den Neubau eines Wohnhauses für Menschen mit Behinderung in Mesum gemeinsam mit Britta Borree, Leiterin der Mesumer Wohngruppe, vorstellte. Der Caritasverband Rheine hatte dazu als Träger und Bauherr vor allem die nächsten Anwohner eingeladen, um „die bisherige gedeihliche und angenehm offene Nachbarschaft nicht zu mindern“.

Ziel der Baumaßnahme sei es, für die Außenwohngruppe am Prozessionsweg, die dort seit 18 Jahren beheimatet ist, ein neues, modernes Haus zu errichten, das den heutigen Ansprüchen gerecht werde und den Auflagen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe genüge. Der Wohnbedarf für Menschen mit Behinderung sei zum einen erheblich gestiegen und reiche zum anderen im dafür bisher angemieteten Wohnobjekt (ehemaliges Haus Rauß) bei weitem nicht aus. Ferner wolle man die neue Wohneinheit von zehn auf 22 aufstocken. Das verlange der LWL, der zuständiger Kostenträger ist, als Mindestgröße zur wirtschaftlichen Führung einer solchen Einrichtung.

Daher habe man gleich nebenan zwischen Dechant-Römer-Straße und Stichstraße des Prozessionsweges ein freies Grundstück erworben, um dort eine neue Wohnanlage zu bauen. Der Neubau, der mit rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt ist, wird leicht versetzt drei Etagen umfassen, nach vorn zur Nordseite zwei- und nach hinten dreistöckig sein. Vorgesehen sei ein Putzbau. Erschlossen werde das Gelände vom Prozessionsweg. Das jetzige Mietobjekt werde man aufgeben, „weil es nicht mehr den Erfordernissen für das Wohnen für Menschen mit Behinderung entspricht“. Die Baugenehmigung sei von der Stadt erteilt, mit den Erdarbeiten wolle man nun in der kommenden Woche beginnen. Meinert rechnet mit einer Bauzeit von rund 15 Monaten, so dass 2012 der Neubau bezogen werden könne.

Unter den zahlreichen Zuhörern waren die unterschiedlich Betroffenen und Beteiligten: Vertreter aus der kommunalen Politik ebenso wie aus der IG der Menschen mit Behinderung, interessierte Bürger und vor allem unmittelbare Nachbarn. Vehemente Kritik übte vor allem Werner und Klaus Rövekamp aus Nachbarsicht. Sie stellten allerdings klar, dass sich ihre Kritik nicht gegen die Einrichtung und die Caritas richte. Sie monierten zunächst die „sehr späte Kenntnisgabe: Vor drei Tagen haben wir erst die Nachricht bekommen.“

Denn als schwerwiegender sehe man „die zu große und klotzige Baumaßnahme und die Optik“. Das Bauwerk mit einer Höhe von elf Metern und den Maßen 32 mal 14 Meter in Länge und Breite und die Ausführung als Putzbau sei zu wuchtig und unpassend für eine Wohngegend mit Einfamilienhäusern: „Für Mesum nicht attraktiv.“ Auch hinterfrage man, ob nicht Menschen mit Behinderung in kleineren Wohneinheiten sich leichter integriert fühlen als in dem geplanten großen Wohnblock. Ferner befürchte man auf der schmalen Stichstraße mit einer Breite von drei Metern künftig mehr Verkehr zu der vergrößerten Wohneinheit. Man hinterfragte kritisch auch die Rolle der lokalen Politik, die doch zu einem solchen, optisch und städtebaulich wenig attraktiven Projekt ihre Zustimmung hätte geben müssen.

Zu letzterem Kritikpunkt verwies Ratsherr Josef Niehues darauf, „dass wir im Detail nicht befasst waren“. Insgesamt aber befürwortete er wie viele der Zuhörer das Projekt und den Neubau, „weil er die Wohnqualität der Menschen mit Behinderung verbessert und damit den Anliegen der Menschen dort gerechter wird.“ Das sah auch Udo Mogdans als Vorsitzender des Gemeinderates St. Johannes Bapt. ganz ähnlich positiv. Er nannte die Neubaumaßnahme insgesamt „eine lobenswerte und zukunftsweisende Unternehmung, die die Integration der Menschen mit Behinderung in Mesum weiter fördert“.

In seinem Schlusswort zog Franz-Josef Meinert ein Fazit. Er konstatierte „insgesamt in und für Mesum eine allgemeine Zustimmung zu dem Projekt“. Wichtig sei dem Caritasverband nach wie vor „das Einvernehmen mit den Nachbarn“. Er konnte deren Bedenken gegen den Baukörper und seine Abmessungen nachvollziehen und wollte nicht verhehlen, dass es auf dem Prozessionsweg demnächst einigen Verkehr mehr geben könne. Er versicherte aber, dass dazu „alles im Rahmen der gesetzlichen Baugenehmigungsvorschriften“ verlaufen sei. Im Nachhinein gestand er ein, dass eine vorzeitigere Kommunikation zum Bauvorhaben mit den Nachbarn vorteilhafter gewesen wäre.


Unter den Zuhörern waren vor allem Vertreter aus Politik und der Nachbarschaft; hinten Britta Borree und Franz-Josef Meinert


Franz-Josef Meinert und Britta Borree stellten das neue Wohnheim für Menschen mit Behinderung vor

Text und Bilder: Franz Greiwe