Mesumer Kirchenchor feiert am Samstag Jubiläum

Wenn der Mesumer Kirchenchor am Samstag (s)ein Jubiläum feiert und dazu zurückblickt, stößt er in seiner Geschichte auf zwei wichtige Daten: 1935 und 1995. Dabei schaut er allerdings zunächst einmal auf das jüngere Datum, denn er versteht sich heute von Herkunft und Konzeption als ein junger Chor: Vor genau 15 Jahren wurde er am 1. Dezember 1995 gegründet. Wieder begründet, muss man allerdings genau betrachtet sagen.

Denn zu diesem Zeitpunkt entstand unter der Leitung von Diakon Ulrich Terlinden 1994 zur Freude der Gottesdienstbesucher wieder eine kleine Schola, die sich in der Tradition des Kirchgesanges sah, die zuvor über Jahrzehnte vom Mesumer Kirchenchor gepflegt worden war. Dieser 1935 und damit vor 75 Jahren gegründete Chor erlebte zu Anfang der 1970-er Jahre eine schwere Krisenzeit, die mit seiner Auflösung endete. Daran schloss sich fast ein Vierteljahrhundert ohne Kirchenchorgesang bis 1995 an.

Als Diakon Terlinden bald darauf Mesum verließ, blieb seine Gesangsgruppe erhalten und wurde zur Basis für einen neuen Kirchenchor, dessen Leitung am 1. Dezember 1995 die Mesumerin Ulla Kamp übernahm. Seit 2002 dirigiert Chorleiterin Susann Kampling, Kirchenmusikerin in St. Johannes Mesum, die Singschar. Zu ihrem Repertoire gehören Choräle, modernes geistliches Liedgut und Gospels. Aber auch neue und alte Lieder, die bei vielen Gelegenheiten wie Geburtstage und Feste immer wieder viel Freude bereiten. Geprobt wird immer dienstags von 20 bis 21. 30 Uhr im Pfarrheim.

Das Jubiläumsereignis feiern möchte der Kirchenchor mit der ganzen Gemeinde und lädt darum am Samstag, dem 4.Dezember, um 18 Uhr ein zu einem festlichen Gottesdienst in die Mesumer Kirche ein. Dabei führt er neben den vier Teilen „Kyrie, Sanctus, Benediktus und Agnus Dei“ aus der „Missa Polyhonica“ des zeitgenössischen Komponisten Laszlo Halmos (1909 – 1997) verschiedene Lieder wie Maurice Durufles „Vater unser“ und Reinhard Horns „Du kannst der erste Ton sein“ auf. Den Schluss bildet der Song „What a wonderful world“.

Die Wiederbegründung 1995 lohnt einen kurzen Rückblick in die Geschichte des Kirchengesanges in Mesum. Ältere Mesumer erinnern sich noch daran, dass nach dem letzten Krieg zu bestimmten Anlässen eine kleine Männerschola oben von der Orgelbühne herab Choräle sang. Diese Form des kirchlichen Gesanges hatte in Mesum eine sehr lange Tradition, die vermutlich bereits in früheren Jahrhunderten begründet wurde.

Namentlich bekannt ist eine frühe Choralgruppe. Küster Kamp quittierte für die Jahre 1919 und 1920 den Herren Anton Kampel, Josef Post, Anton Stadtmann, Josef Schroder und dem Organisten Heinrich Kuper eine Rechnung, nach der jene „Unterzeichneten je zehn Mark aus hiesiger Kirchenkasse für ihre Bemühungen in Choralgesang“ erhielten. Kuper war damals Lehrer, später Rektor an der Mesumer Volksschule. (BAM, Pfarrei St. Johannes Bapt. Mesum, Akte 211)

Aus den „Geschichtlichen Nachrichten der Pfarrstelle Mesum“, handschriftlich verfasst von Pfarrer Franz Bakenecker, geht hervor, dass „am 24. 1. 1934 in Osnabrück der langjährige Organist und Chordirigent Rektor Heinr. Kuper starb…. An seine Stelle wurde als Organist u. Dirigent Herr Jos. Kamp gewählt. Unter ihm wurde sofort ein gemischter Kirchenchor gegründet.“ Folgern können wir daraus, dass bis dahin ein von Kuper geleiteter Chor aus Choralsängern bestand. Ferner wissen wir, dass im 19. Jahrhundert der Lehrer immer zugleich Organist sein musste, der zur gelegentlichen Verschönerung der Gottesdienste Singgruppen aus seinen Schülern bildete.

Nachdem Kuper, ein in Mesum sehr beliebter Padägoge und Kommunalpolitiker, aus Altersgründen, aber auch wegen politischer Anfeindungen durch die NS-Herrschaft, 1933 Mesum verlassen hatte, verhandelte der Kirchenvorstand am 6. Dezember 1933 mit Josef Kamp „wegen der Organisten- und Dirigentenstelle“. Noch im gleichen Jahr traf die Kirchengemeinde Vorbereitungen für eine Kircherweiterung und den Einbau einer größeren Orgel- und Sängerbühne. Die bisherige entsprach in ihren Ausmaßen der von heute und bot gerade für den Organisten Platz und nicht für eine größere Singgruppe.

Den Orgelbühnenbau vergab der Kirchenvorstand am 5. September 1934 an den Mesumer Schreinermeister Clemens Sterthaus. Zur Finanzierung richtete er Tellerkollekten ein. Mit dem Neubau war dann eine wichtige Voraussetzung für einen großen, gemischten neuen Kirchenchor geschaffen. Als offiziellen Chorgründer und ersten Dirigenten können wir dazu Josef Kamp ansehen. Er hatte zuvor schon 1927 den Mesumer Männergesangverein mitbegründet, den er über viele Jahre leitete.

Am 27. Februar 1935 genehmigte der damalige Bischof und spätere Kardinal von Münster, Clemens August von Galen, höchst persönlich mit eigenhändiger Unterschrift die Gründung des Kirchenchores in Mesum und wünschte ihm „ein kräftiges Blühen und Gedeihen, auf dass er seiner hohen Aufgabe, der Verherrlichung des Allerhöchsten und der Erbauung der Gläubigen allezeit gerecht werde.“

Dem Chor traten damals 21 Herren, 24 Damen und sieben Knaben bei. Seine Arbeit war so erfolgreich, dass man schon beim „Cäcilien-Fest der Kirchenchöre des Dekanates Rheine am Sonntag, den 22. September 1935“, in Emsdetten gleich dreimal auftrat: beim Festhochamt mit dem „Ave Maria“, bei der Festandacht und bei der spätnachmittäglichen Festversammlung mit dem Lied „Schön ist die Jugend“.

Nach bitteren Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren gelang dem Chor unter der Leitung von Küster und Organist Hubert Kamp 1948 ein erfolgreicher Neustart mit langer Blütezeit. In seinem Jahresbericht vermerkte Präses und Pfarrer Bakenecker 1949 dazu auf die Frage „Was hat der Chor zur Verbesserung des Gemeindegesanges getan?“ lakonisch: „Kräftig und richtig mitgesungen!“ Nach einer hohen Zeit des Kirchengesanges in den 1950- und 1960-er Jahren kam es zur Krise und zu Beginn der 1970-er Jahr gar zur Auflösung.


Der Kirchenchor St. Johannes mit Chorleiterin Susann Kampling (r.) und Präses Pfarrer Felix Schnetgöke (2.v.r.)


Gruppenbild mit Kirchenchor kurz nach der Wiederbegründung 1948, ganz rechts stehend Dirigent und Küster Hubert Kamp


Ausflug des Kirchenchores im Jahr 1950 mit dem Bus


Erster Dirigent Josef Kamp


Langjähriger Chorleiter Hubert Kamp

Text, Bilder/ Repros: Franz Greiwe