40 Jahre HOT: Rückblicke-Begegnungen-Perspektive

Als vor etwas mehr als 100 Jahren die Mesumer ihr sehnlichst erwartetes erstes Krankenhaus in Betrieb nehmen konnten, ahnten sie keineswegs, dass in dem Gebäude einmal ein Jugendzentrum einziehen würde. Dabei ist diese Entwicklung gar nicht einmal so abwegig. Denn was 1909 konzipiert und gebaut wurde, war ein Mehrzweckhaus: Gedacht in erster Linie als Räumlichkeiten für die stationäre Krankenpflege und Unterkunft für Krankenschwestern.

Zusätzlich hatte Architekt Nordhoff aus Münster, der zuvor schon das Pastorat und die Villa Holländer an der Rheiner Straße gebaut hatte, durchaus den Auftrag, neben den Krankenstationen auch Räume für Kinderbetreuung, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung einzuplanen. So entstand im Erdgeschoss ein großer Saal mit Bühne, der in der Mitte durch eine Schiebewand zu trennen war. Hier arbeitete nahezu 50 Jahre lang der Mesumer Kindergarten, ehe er 1968 in den Neubau zur Nielandstraße umziehen konnte.

Im März 1967 konnte das neue Marien-Hospital im Ortsteil Feld eingeweiht werden. In einer vorhergehenden heftigen Diskussion um Fortbestand und Nutzung des Altbaues an der Veenstraße drängte vor allem die Mesumer Pfarrjugendleitung darauf, hier endlich die dringend benötigten Räume für zeitgemäße Jugendarbeit zu bekommen. Als erster Schritt dazu wurde als Träger für ein „Haus der offenen Tür (HOT)“ im Oktober 1970 das „Jugendwerk Mesum e.V.“ gegründet.

Mit tatkräftiger ideeller und finanzieller Hilfe von Gemeinde, Kirche und Land baute Architekt von Hausen aus Münster das ehemalige Krankenhaus zu einem Jugendheim um, das am 1. Januar 1971 seine Arbeit aufnahm und mit einer offiziellen Einweihungsfeier am 25. April 1971 endgültig seinen Dienst aufnahm. Nach einem Wettbewerb erhielt der Bau wegen seines Alters den Namen „Alte Dame“. Erster hauptamtlicher Leiter wurde Rainer Kleinsorge.

Inzwischen blickt diese immer noch sehr lebendige „alte Dame“ auf ein Alter von genau 40 Jahre zurück. Das nehme man aber nun nicht als Anlass für großartige Jubiläumsfeiern, erklärte das Leitungsteam. Es beschloss gleichzeitig, mit verschiedenen Aktionen am Jahresende auf das 40-jährige Bestehen und Wirken des Jugendzentraums in Mesum und im Südraum von Rheine einzugehen und die Bevölkerung als Gäste und Besucher ins Haus einzuladen. Dazu wurde nun ein besonderes Veranstaltungsprogramm mit den Schwerpunkten „Rückblicke“, „Begegnungen“ und „Perspektiven“ vorgestellt.

Start ist am Freitag, dem 9. Dezember, mit einem „Ehemaligentreffen“. „Dazu laden wir alle ein, die in den letzten 40 Jahren unser Haus betreten haben. Gleich ob als Gast, Besucher, Mitarbeiter, Eltern oder Mitglied im Jugendwerk oder eines anderen Gremiums. Für sie machen wir an diesem Tag alle Türen auf,“ umreißt Matthias Fischer vom HOT-Team die Adressatengruppe. Beginn des Treffens ist um 17 Uhr. Dabei gibt es in verschiedenen Räume eine Medienschau: Fotos, Filme, Zeitungsausschnitte und Infos über „Jugendarbeit gestern und heute“. Im Mittelpunkt stehen Gespräche, Erinnerungen, Begegnungen, Treffen mit Bekannten von früher. Ab 20 Uhr startet wie in alten Tagen eine „Fete im Saal“ mit Musik und Tanz. Oder wer es ruhiger mag: eine gemütliche Sitzrunde im Hauscafe.

Am Sonntag, dem 18. Dezember, heißt es dann „Alte Dame – 40 Jahre jung“. Wie immer öffnet das HOT dabei um 14 Uhr seine Türen. Eingeladen sind vor allem die Kinder und ihre Eltern, um sich die gesamte Einrichtung anzusehen. Für eine besondere Unterhaltungsshow wurde zu 16 Uhr „Heinz, der Zauberer“ verpflichtet. Der Cluo: Zauberer Heinz arbeitete einst als pädagogischer Mitarbeiter im HOT. Zu seiner Schau können ab sofort ermäßigte Eintrittskarten (Kinder und Jugendliche 50 Cent) im HOT erworben werden.

Für diesen Tag hat das HOT-Team ein zusätzliches Angebot an die ältere Generation, die noch das Gebäude als Krankenhaus kennt: sei es als Kind im Kindergarten, als Patient und Besucher, als Helfer oder Messdiener in der Hauskapelle. Ab 17.30 Uhr gibt es dazu sachkundige Führungen zum Thema „Vom alten Krankenhaus zum modernen Jugendzentrum“. „Wir wünschen uns, dass viele Besucher dabei ihre Geschichten und Erinnerungen dazu mitbringen und erzählen,“ wünscht sich Matthias Fischer: „Vielleicht machen wir daraus ja ein Buch.“

Der dritte Programmpunkt reicht weit ins nächste Jahr hinein und trägt den Arbeitstitel „Wiedersehen-Begegnungen-Perspektiven“. Dabei wendet sich das HOT an alle Mesumer Vereine, Verbände, Gruppen, Vereinigungen und Schulen und lädt sie zu ausführlichen Besuchen und Besichtigungen ein. Dazu gibt es fachkundige Führungen zu Geschichte, Architektur und Entwicklung des Hauses und/oder Diskussionen über „Jugendarbeit heute und morgen“. Dabei hofft die Hausleitung auf anregende Meinungen, Fragen und Anregungen. „Ferner wollen wir informieren, wie unser Haus mit all seinen Einrichtungen, Angeboten und Möglichkeiten auch von außerhalb genutzt werden kann,“ hofft Matthias Fischer auf Langzeitwirkung. Interessierte Vereine und Gruppen können sich ab sofort im HOT für einen Termin in 2012 melden: HOT „Alte Dame“, Veenstraße 5, Tel. 93355.


Das ehemalige Krankenhaus und heutige HOT „Alte Dame“ wird 40


Die „Alte Dame“ im bis 1967 genutzten Gebäude des alten Krankenhauses


Das älteste Foto von 1912 zeigt das neu erbaute Krankenhaus mit dem Stall und Waschhaus (r.) und spielenden Kindern


Die beiden Giebelseiten in den Plänen von 1908 des Architekten Nordhoff

Text und Bilder: Franz Greiwe