Mesumer infiziert vom Afrika-Virus: „Afrika geht unter die Haut!“

Mesum – „Mit unseren Gedanken sind wir zeitweise noch in Afrika,“ blickten Pfarrer Felix Schnetgöke, Hugo Vorbrink und Alex Brink noch gern zurück, die vor wenigen Tagen von ihrem Besuch in Ghana heimkehrten. Dort waren sie für eine erlebnisreiche Woche zu Gast in Yendi in der Gemeinde „Our Lady of Lourdes“, der Partnergemeinde von St. Johannes Bapt. in Mesum.

Einig waren sie sich, dass sie in diesen Tagen vom Afrika-Virus infiziert wurden, der sie nicht wieder loslassen werde: „Afrika geht unter die Haut.“ Er habe den Gastgebern, so Alex Brink als Jüngster, spontan versprochen: „Ich komme wieder.“ Vielleicht schon in vier Jahren, denn dann ist vom Partnerschaftskomitee in Mesum ein weiterer offizieller Besuch geplant. Zunächst aber wird es 2015 zu einem Gegenbesuch aus Yendi kommen.

Es war für die drei Rückkehrer nicht einfach, all die vielen überwältigenden Eindrücke zu beschreiben. Etwa: Wie jung und lebendig das Gemeindeleben dort ist. „Überall sieht man viele Kinder und junge Leute, alles findet öffentlich statt,“ staunte Alex Brink. Tief und beeindruckend erlebte er immer wieder die herzlichen Empfänge und große Gastfreundschaft: „Unser Besuch war überall ein Ereignis mit Menschen, die ihre große Freude zeigten.“

So erlebten die Mesumer den Reichtum der afrikanischen Kultur: farbenfrohe Kleidung, Essen und Trinken, rhythmische Tänze und Gesänge, begleitet von oft sehr einfachen Rhythmusinstrumenten wie Kochtöpfe und Deckel. Dabei mussten die Gäste immer aktiv mitmachen. Das afrikanische Essen sei „sehr bekömmlich“ gewesen, versichern die Drei. Es bestand hauptsächlich aus Yamsbrei, gut gewürzten Soßen und „wenig Fleisch von Ziege oder Huhn“. Allenthalben habe für seinen europäischen Geschmack mal etwas Salz gefehlt, ergänzte Alex. Dazu gab es aus Schalen selbstgebrautes Bier.

Wenn sie ein Dorf einer der zahlreichen Außenstationen besuchten, dann fiel dort an diesem Tag der Schulunterricht aus. Hundert und mehr Kinder eilten der kleinen Gästegruppe fröhlich entgegen und die Erwachsenen ließen die Feldarbeit ruhen, um die kleine Gruppe aus Mesum zu begrüßen. Dann folgten Tanz und Gesang, festliches Geleit zum Dorfzentrum, Feiern unter freiem Himmel, Begrüßungstrunk, Audienz beim Dorfältesten und Austausch von Geschenken wie Yams-Knollen und lebendes Vieh. Insgesamt bekamen die Drei fünf Ziegen, einen Hahn, Tauben und mehrere Hühnchen geschenkt. Was macht man mit diesem unerwarteten Besitz? Kurzes Lächeln der drei Ghana-Fahrer: „Alles ins Auto und damit zurück nach Yendi, wo es teilweise für ein festliches Mahl reichte.“ Ihre Gegengeschenke im Dorf waren Bälle und Schulsachen für die Kinder.

Zu den unvergesslichen Eindrücken, so ein weiteres Resümee der Reise, gehörte die gelebte Frömmigkeit der Christen im Norden von Ghana. Obwohl sie in einer „totalen Diaspora“ mit nahezu 90 Prozent Moslems leben, demonstrierten sie selbstbewusst ihren Glauben öffentlich und in den Familien, wo tägliche Gebete selbstverständlich seien: „Es wird immer gebetet: zu den Tageszeiten, bei den Mahlzeiten, vor der Arbeit oder einer Autofahrt.“ Dieses Kennzeichen der afrikanischen Spiritualität und das sehr gut strukturierte Leben in den kleinen katholischen Basisgemeinden, auch ohne Priester vor Ort, im weiten Umland von Yendi, waren ein nachhaltiges Erlebnis.

Diese Spiritualität zeigte sich auch in der Liturgie der Kar- und Ostertage. Der Kreuzweg am Karfreitag dauerte fünf Stunden, die Osternachtmesse mit 28 Taufen und Firmungen mit Bischof Vincent dreieinhalb Stunden und der Ostermontag, der dort nicht wie bei uns ein Feiertag ist, wurde als ein ökumenisches Treffen aller christlichen Gruppierungen und Religionen mit viel Spiel, Spaß, Sport und Begegnung gefeiert.

Zum Besuchsprogramm gehörten drei Tage lang Fahrten zu den verschiedenen Außenstationen in die afrikanischen Dörfer, wo „tiefes, echtes Afrika erlebt wurde“ und Gespräche mit Bischof Vincent und Pfarrer John. Unterkunft bezogen die Mesumer im Pfarr- und Gästehaus, dessen Renovierung, nicht zuletzt dank finanzieller Mithilfe aus Mesum, vor kurzem abgeschlossen werden konnte. Hier gab es „europäischen Standard“, wie Hugo Vorbrink erfreut anmerkte: Dusche mit sonnengewärmten Wasser. Für ihn war der Kontrast auffallend: Neben armen Rundhütten ohne Strom gab es auch modernde Technik wie Handys.

„Gegenseitige Besuche und Begegnungen von Gesicht zu Gesicht sind für eine Partnerschaft ganz wichtig,“ erlebte Pfarrer Schnetgöke. Das Leben mit den anderen teilen führe dazu, neue Perspektiven für sich zu gewinnen. Freunde im jeweils anderen Land zu haben sei wichtiger als finanzielle Hilfe. Darum werte er es als Zeichen der hohen Wertschätzung, dass es für jeden Gast feinsinnig ausgewählte Geschenke gab: ein originales Ghana-Hemd, eine Bibel in der einheimischen Sprache der Konkomba und eine hölzerne Hacke mit Metallklinge für rituelle Tänze. Die Gegengeschenke waren Geld für die Pfarrcaritas, eine Marienkerze undWeihrauch „als Symbol für aufsteigende, gemeinsame Gebete“.

In Gesprächen mit der Gemeindeleitung erörterte man auch Anliegen und Vorschläge für weitere gemeinsame Projekte in Yendi. So wurde der Neubau eines Hauses für Katechese am Rande der Stadt angedacht, gemeinsam mit einem Trinkwasserprojekt. Die Pläne dazu sollen in Kürze im Partnerschaftskomitee vorgestellt werden.

Am Samstag, 27. April, laden die drei Yendi-Fahrer im Vorabendgottesdienst in der Pfarrkirche ein, um über ihre Reiseeindrücke zu informieren. Anschließend können alle Gemeindemitglieder mit ihnen im Pfarrheim eine ergänzende Bilderschau erleben und über Fragen der Partnerschaft diskutieren.

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Empfang in einem Dorf einer Außenstation mit v.r. Pfarrer Felix Schnetgöke, Alex Brink und Hugo Vorbrink

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Die Mesumer Hugo Vorbrink, Alex Brink und Pfarrer Felix Schnetgöker (v.l.) mit ihrem Gastgeschenk: originales Ghana-Hemd

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Willkommenstrunk für v.l. Pfarrer Felix Schnetgöke, Alex Brink und Hugo Vorbrink

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Immer wieder viel Musik, Gesang und Rhythmus wie hier beim Empfang durch eine Frauengruppe

Bilder: Privatfotos