100 Jahre Bürgerschützenverein Mesum – Feld

In wenigen Tagen feiert einer der beiden großen Mesumer Schützenvereine, der Bürgerschützenverein Mesum-Feld, sein 100-jähriges Bestehen. Dazu gab der Verein eine lesenswerte Festschrift heraus. Sie soll hier nicht nacherzählt werden. Bei unserem Rückblick geht es daher mehr um die zeitgeschichtlichen, wirtschaftlichen, lokalpolitischen und soziokulturellen Hintergründe und Bedingungen, die zu der Vereinsgründung 1910 führten und sie beeinflussten.

Von Dorf- und Feldschützen
Betrachtet und vergleicht man beide Mesumer Schützenvereine, scheinen sie auf dem ersten Blick nahezu identisch zu sein: gleiche Ziele und Programmstrukturen, große Mitgliederzahlen, gute nachbarliche Beziehungen, Schützenfest zum gleichen Termin im August, ähnliche Uniformen und Fahnen, gleichgelagerte Feiern und Aktivitäten wie Karneval und Kinderschützenfest.

Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Entstehung und Entwicklung ganz entscheidend. Um das darzustellen, ist zunächst ein kurzer Blick in die Geschichte der Dorfschützen, der Schützenvereinigung Mesum 1877, notwendig. Hier täuscht die im Namen enthaltene Jahreszahl ganz gewaltig. Dabei handelt es sich um ein gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger zufällig festgehaltenes Datum, weil man aus diesem Jahr einen Anton Post erstmalig namentlich als König bei den Junggesellenschützen in Mesum nachweisen konnte. Damit fand man ein Gründungsjahr und setzte die Jahreszahl 1877 auf die Vereinsfahne.

Aus verschiedenen amtlichen Quellen und Archivalien wissen wir jedoch, dass das Schützenwesen in Mesum sehr viel älter war. Wie in zahlreichen Vereinen der Umgebung gab es hier schon weit vor 1877 Schützen, deren Gemeinschaft sich auf uralte Traditionen berufen konnte, weil ihre Mitglieder schon seit dem Mittelalter aktiv Schutzfunktionen und ähnliche Aufgaben in Wehrgesellschaften ausübten. Dabei entwickelten sich nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Lande wie in Elte ab 1478 oder in Altenrheine ab 1650 schon sehr früh Schützen- und Wehrorganisationen.

Bei der Gründung des Bürgerschützenvereins Mesum-Feld spielte der hier skizzierte Schutzgedanke von einst keinerlei Rolle mehr. Natürlich übernahmen die Feldschützen 1910 die tradierten Schützenrituale wie Antreten, Aufmarschieren, Vogelschießen und Feiern. Das Wort „Schützen“ bildete jedoch bei ihnen nur den mittleren Teil ihres Vereinsnamens. Es waren hier die „Bürger“, die sich zum „Verein“ zusammenschlossen. Ursachen, Gründe und Anlass zur Vereinsgründung sind hier vor dem Hintergrund der damaligen Zeit zu sehen und zu bewerten.

Vom Bauerndorf zur Industriegemeinde
Um die Zeitumstände zu verstehen, müssen wir kurz in die Ortsgeschichte blicken. Mesum erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine turbulente Phase der Industrialisierung, die mit dem Bau der Eisenbahnlinie samt Bahnhof im Jahre 1856 begann und die 1898 mit der Eröffnung der Textilfabrik Schürmann&Holländer einen (vorläufigen) Höhepunkt und Abschluss erreichte. Aus dem kleinen, ländlich strukturierten Dorf mit 649 Einwohnern im Jahre 1814 war eine Industriegemeinde entstanden, deren Einwohnerzahl sich 100 Jahre später verdreifacht hatte (1910: 1861).


Haus und Fabrik von Clemens Eggert, 2. Vorsitzender bei der Gründung 1910 (Aufnahme um 1900)

Möglich geworden war dies dank der neuen Fabriken (1871: Gröning, 1888 Kettelhack&Eggert, 1891 Fischräucherei, 1898 Schürmann&Holländer). Sie boten innerhalb kurzer Zeit viele neue Arbeitsplätze an, die von heimischen Kräften nicht besetzt werden konnten. Das lockte viele Zuzügler aus den benachbarten Regionen wie Tecklenburger Land und Emsland an. Später wurden gar Fremdarbeiter aus fernen Ländern wie Galicien im ehemaligen Kaiserreich Österreich-Ungarn (heute Polen) angeworben.

Die Neubürger fanden zunächst als Untermieter, sogenannte „Kostgänger“, bei Mesumer Familien eine vorübergehende, bescheidene, aber preiswerte Bleibe. Für ein geringes Entgelt und ihre Mithilfe auf Hof und Acker bekamen sie ein Zimmer und Kost. So konnten sie von ihrem Fabrikarbeiterlohn, der weit höher ausfiel als bei Beschäftigungen in der Land- undForstwirtschaft, Geld anlegen und sparen. Das reichte dann bald zum Kauf eines Grundstückes und zum Bau eines Eigenheimes.

Da es vor rund 100 Jahren in Mesum so gut wie keine Bauleitplanungen, Flächennutzungs- und Bebauungspläne gab, suchte sich jeder Bauwillige dort seinen Bauplatz, wo er ihn günstig erwerben konnte. In der Dorfmitte gab es dafür kaum Flächen, also wich man auf das freie Gelände außerhalb aus. So entstanden die ersten Arbeitersiedlungen im bis dahin unbebauten Ortsteil Feld: an Bürger-, Nasiger- und Engelstraße, am vorderen Burgsteinfurter Damm, an der Industriestraße und Moorstraße, etwas später noch weiter außerhalb im heutigen Kattenbecksdorf.

„Schmachtlappen“ und „Feldpoggen“
In diesen Siedlungen schufen die Arbeiter und Neubürger den Typ eines dörflichen Bürgerhauses, wie er immer wieder sehr ähnlich anzutreffen war und von denen es heute noch einige original erhalten gibt: Traufenseite mit der Haustür in der Mitte zur Straße, beidseitig davon zweigeteilte, hohe und schmale Fenster mit einem segmentbogenförmigen Abschluss, verschiedenartige Ziegelfriese als bescheidene Zier und Architekturdetails, Diele, Wohn- und Schlafräume zur Straße gelegen, Küche nach hinten. Der Schweinestall war häufig integriert, selten in einem Anbau und noch seltener in einem separaten Nebengebäude untergebracht. Nach hinten schlossen sich meist ein Schuppen, ein Federviehstall und ein großer Garten an.

Das dokumentierte eine für damalige Verhältnisse sichtbare Wohlhabenheit gegenüber etlichen alteingesessenen Mesumern im Dorf, die noch in vergleichsweise armseligen Fachwerkhäusern wohnten, von denen es noch bis zu den 1950-er Jahren verschiedene gab. Das mag dazu geführt haben, dass es bei Rivalitäten und Reibereien zwischen den Bewohnern von Dorf und Feld, den Paohlbürgern einerseits und den Neubürgern anderseits, zu verbalen Auseinandersetzungen kam. Dabei wurden die einen wegen ihrer kleinen Fachwerkbehausungen auch mal als arme „Schmachtlappen“ und die anderen verächtlich als „Feldpoggen“ bezeichnet. Diese Zuordnungen blieben bis heute. Sie sind aber nur noch als anekdotenhafte Überlieferung anzusehen, die seit 2002 in den beiden Bronzefiguren in der Dorfmitte festgehalten ist. Die Scherzbezeichnungen hielten sich am hartnäckigsten zwischen den Mitgliedern beider Schützenvereine: Die Feldschützen waren und blieben die „Feldpoggen“, die Dorfschützen die „Schmachtlappen“.

Bürger demonstrierten gewachsenes Selbstbewusstsein
Der rapide Anstieg der Bevölkerung zog die Ansiedlung neuer Handwerks- und Gewerbetriebe nach sich: 1881 Seiler Kleier, 1885 Schreiner Walterskötter aus Greven (später Höfker), 1900 Bäcker Schräer aus Bevergern, 1902 Dampfmühle (statt der Windmühle von 1885), 1905 Bauunternehmung der Gebrüder Büscher aus Recke, Schmied Bischof aus Püsselbüren und Anstreicher Glasmeyer, 1912 Schreiner Heitjans aus Emsdetten, 1913 Textilkaufhaus Niehaus, um nur einige zu nennen.

Einher mit dieser Entwicklung ging ein bedeutender und nachhaltiger Wandel in Politik und Gesellschaft, der hier aus Platz- und Zeitgründen nicht näher beschrieben werden kann. „Soziale Frage“, Emanzipation der Arbeiter und Entstehen einer immer selbstbewusster werdenden Bürgerschicht sollen hier als Stichworte genügen. Die Auswirkungen zeigten sich an vielen Stellen in Mesum und fanden letztlich ihren Niederschlag auch in der Schützenvereinsgründung.

Die Bürger demonstrierten und lebten ihr gewachsenes Selbstverständnis und neues Bewusstsein nach außen: Sie vertraten nachdrücklicher ihre Interessen in Gesellschaft, Politik und Kirche. Sie prägten durch Neubauten mehr und mehr das Ortsbild und schufen repräsentative Gebäude: 1887-1890 die neue Kirche, 1904 zweiklassige Johannesschule, 1905 Pastorat, , 1909 Krankenhaus, 1910 zweiklassige Josefschule. In diese Reihe gehören auch die Bauten der Villa Gröning (1907) und des großen Wohnhauses Holländer an der Rheiner Straße (1908).

Ebenso deutlich setzten sie sich für bürgernahe Zusammenschlüsse und Vertretungen ein: 1904 Gründung der Ortsgruppe Mesum in der Textilarbeitergewerkschaft, 1906 Umwandlung der Zwangs- in eine freiwillige Feuerwehr, 1911 Gründung des „Katholischen Arbeitervereins“ (KAB) mit Turnabteilung. 1914 kam es zum ersten Zusammenschluss der Handwerker im „Katholischen Gesellenverein“ (später Kolpingfamilie). Im gleichen Jahr wurde bei der Einrichtung der „Allgemeinen Ortskrankenkasse des Kreises Steinfurt“ der Sektionsbezirk Mesum mit Krankenkassenrendant Hubert Vennemann gebildet und es entstand die „Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft eGmbH Mesum“. Dann stoppte der Erste Weltkrieg 1914-1918 abrupt alle diese Entwicklungen.

Die Phase um das Gründungsjahr 1910 der Feldschützen war mithin eine in Mesum sehr bewegte Zeit. Im gleichen Jahr schlossen sich im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch verschiedene Bürger zum „Kreuzbund“ zusammen, der damals „Reichsverband Abstinentler Katholiken“ genannt wurde. Außerdem bekam Mesum nach jahrelangen politischen Auseinandersetzungen um die Selbständigkeit der Gemeinde wenigstens ein eigenes Standesamt, das Gemeindevorsteher August Schürmann leitete.

Zwei sehr unterschiedliche Ereignisse erregten die Aufmerksamkeit der Mesumer. Am 12. Juli 1910 weihte die Kirchengemeinde ihre vier neuen Glocken ein. Es hatte mithin genau 20 Jahre nach dem Kirchneubau gedauert, ehe die Katholiken ein neues Geläute finanzieren konnten. Der gewaltige Kirchenbau hatte die Finanzen der Gemeinde über Gebühr gefordert. Dann erzeugte Schmied Josef Stiegemann mit seiner stationären Heißdampf-Hochdrucklokomobile in seiner Werkstatt am Hassenbrockweg erstmals Lichtstrom, den er in ein kleines Netz einspeiste und damit den Grundstein für das Gemeinde-E-Werk legte. Damit brach für Mesum ein neues (energie)technisches Zeitalter an.

Die Zeit der Bürgerschützen
Vor diesem geschichtlichen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Hintergrund lässt sich die Gründung eines Schützenvereins leichter einordnen. Die Bürger gründeten in dieser Zeit Vereine für Sport, Geselligkeit und Unterhaltung, um auch andere als ihre Politik- und Standesinteressen verwirklichen zu können. Dazu gehörten vor allem Schützenvereine. Es ist gewiss kein Zufall, dass in dieser Zeit in Rheine und Umgebung gleichgelagerte Vereine entstanden, die zum Teil ausdrücklich als „Bürgerschützenvereine“ gebildet wurden: 1891 Antonius-Bürgerschützengesellschaft Rheine, 1900 Schützenverein Eintracht Rheine-Emstor, 1902 Thieberger Schützenverein und Ludgerus-Schützenverein, 1904 Schützenverein Bentlage und Bürgerschützenverein Dorenkamp, 1907 Bürgerschützenverein Bannewiese, 1911 Schützenverein Schleupe, 1913 Männerschützenverein Schotthock, 1914 Schützenverein Gellendorf.

Zudem setzte im Schützenwesen ein Umdenken ein. Bisher waren in erster Linie die Junggesellen eifrige Verfechter und Nutzer, was sich gelegentlich in der Namensgebung abbildete: Etliche Vereine hießen ausdrücklich wie z.B. in Mesum, in Bentlage-Schleupe, in Eschendorf, im Schotthock oder in Wettringen „Junggesellen-Schützen-Verein“. Jetzt wandten man sich allgemein diesem Fest zu, was sich wiederum in den Vereinsbezeichnungen widerspiegelt. In Mesum bildete sich 1913 als Gegenstück zu den Junggesellen der „Schützenverein Kolge, Thie und Venn“, der sich 1924 zum „Allgemeinen Bürger-Schützen-Verein Mesum“ erweiterte. Dazu gab er sein vorher genau umschriebenes Einzugsgebiet auf. Ein solches vorher für eine Mitgliedschaft genau abzugrenzen, war durchaus üblich.

Um eine ganz ähnliche Grenzziehung ging es zuvor 1910, als der Bürgerschützenverein Mesum-Feld gebildet wurde. Am einfachsten wäre es damals gewesen, die Eisenbahnstrecke Münster-Rheine als Trennlinie zu wählen: Westlich davon die Feldschützen, östlich die Dorfschützen. Das war allerdings aus nahe liegenden Gründen nicht machbar. Zum einen brauchte man mit Mersch (und Feldhaus) Lokale zum Versammeln und Feiern, die östlich der Bahn lagen. Jenseits der Bahn gab es keine Gasthäuser. Zum anderen wohnten namhafte und sehr interessierte Vereinsgründer und -mitglieder unmittelbar an der Ostseite der Bahn.


Das Kriegerehrenmal auf dem Servatiiplatz gegenüber dem Vereinslokal Mersch war jahrzehntelang Treffpunkt für die Feldschützen

Darum entschied man sich für einen historischen Kompromiss: Als Grenze wählte man im Süden die Bahn, dann die Grevener Straße (heute Industriestraße) und davon nach Norden abzweigend einen kleinen Entwässerungsgraben, der etwa 30 Meter westlich parallel zur heutigen Don-Bosco-Straße verlief. Er ist heute verrohrt, aber in seiner Trassenführung im Hassenbrock als Parzelle noch deutlich zu erkennen. Heute spielen solche Grenzgedanken bei der Mitgliedschaft längst keinerlei Rolle mehr.

Die Vereinsgründung vor 100 Jahren
„Der Einladung zur Gründungsversammlung am 19. Dezember 1910 in der Gaststätte Mersch waren etliche Männer gefolgt. Durch Eintragung in eine Liste erklärten sämtliche Anwesenden ihren Eintritt. Dem ersten Vorstand gehörten folgende Schützenbrüder an: Präses Franz Helming sen., Vizepräsens Clemens Eggert, Kassierer Bernhard Rott jun., Schriftführer Albert Bockholt, Beigeordneter Anton Sterthaus, Beigeordneter Bernhard Kleier und Revisor Josef Rott jun. Schnell einigte man sich auf den Namen „Schützenverein Mesum-Feld“. Diese Bezeichnung behielt der Verein bis 1926. Ab 1927 wurde er umbenannt in „Bürgerschützenverein Mesum-Feld“.


Die erste Seite aus dem Gründungsprotokoll vom 19.12.19010

So beschreibt die Festschrift zum 100-Jährigen in aller Kürze die eigentliche Vereinsgründung. Dass der junge Verein danach seine programmatische Arbeit nicht mit einem Schützenfest, sondern mit einer Fastnachtsfeier und einem von Vereinsmitgliedern aufgeführten Theaterstück begann, ist mehr als eine Randnotiz. Er fühlte sich ganz offensichtlich nicht nur der Pflege überlieferten Schützenbrauchtums verpflichtet, sondern wollte zugleich weitere Bereiche von Bildung und Kultur im Dorf fördern. Die Theatergruppe gehört viele Jahre zum festen Bestandteil des Vereins. So spielte sie bis Weihnachten 1944, ehe der Krieg für eine jahrelange Pause sorgte. 1948 stand dann wiederum ein Stück auf dem Spielplan.

Es lohnt sich ein Blick auf die Männer der ersten Stunde. Erster Präses und Vorsitzender Franz Helming, 1853 in Mesum geboren, bewirtschaftete einen Kotten an der Moorstraße. Viel wissen wir über ihn nicht. Er war von Beruf Weber und Kötter und hatte im Alter von 47 Jahren im Jahr 1900 noch einmal geheiratet. Aus beiden Ehen besaß er neun Kinder. Für die lokale und Vereinsgeschichte interessanter ist dagegen sein Stellvertreter.

Vizepräses Clemens Eggert jun., geboren 1884 in Mesum, war der Spross einer einflussreichen, bekannten Familie und wohnte an der heutigen Alten Bahnhofstraße. Sein Vater Clemens Eggert sen. (*1852 + 1895) war Weber und Leinenhändler. Großvater Johannes Gerhard Eggert, 1821 auf dem Hof Eggert geboren, hatte sich 1851 auf dem Kotten Wilp eingeheiratet und war von Beruf Kötter und Weber (Heimweber). Clemens sen. arbeitete schon als junger Mann seit 1875 mit dem Leinenhändler Kettelhack aus Wettringen zusammen, mit dem er auf seinem Hof gemeinsam ein Handelskontor in Mesum betrieb. An diesem Ort eröffneten beide 1888 die mechanische Weberei Eggert&Kettelhack mit 75 Stühlen. 1912 trennten sie sich. Eggert führte seine Fabrik mit dem neuen Partner Dupree aus Burgsteinfurt weiter, Kettelhack errichtete auf den anderen Bahnseite eine eigene Textilfabrik. Clemens Eggert sen. war in Mesum eine ortsbekannte Persönlichkeit. Er gehörte dem Kirchenvorstand, dem Vorstand des Handwerkervereins und ab 1883 auch der Leitung der Mesumer Handwerker-Sonntagsschule an.

Schriftführer Albert Bockholt, verschwägert mit Clemens Eggert jun., war eine angesehene Mesumer Persönlichkeit. Er war Büroleiter bei Gröning und besaß ein herrschaftliches Wohnhaus nahe der Bahn (heute Dille) mit prächtigen Gartenanlagen. Für einige Jahre führte er zunächst als Stellvertreter, dann als Leiter das Standesamt Mesum. Auch die übrigen Vorstandsmitglieder waren allesamt bekannte Bürger und Handwerker (z.B. Seiler Bernhard Kleier), die kleine Kotten mit Landbesitz bewirtschafteten oder als Gewerbetreibende (Bernhard und Josef Rott) tätig waren.


Das älteste Foto aus dem Jahre 1921 zeigt das Festkommando beim 10. Stiftungsfest vor der Kegelbahn des Wirtes Feldhaus; in der Mitte vorn Feldwebel August Sievers und Major Hansmeyer


Festkommando mit Damen beim 10-jährigen Vereinsbestehen

100 Jahre Vereinsgeschichte im Kurzdurchlauf
Ausführlich blickt die Festschrift auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Hier soll sie darum nur im Kurzdurchlauf betrachtet werden. Mit dem Schützenfestwesen waren immer Marschweisen und festliche Musik untrennbar verbunden. Dieser Wunsch danach wurde 1924 mit der Gründung des Spielmannszuges verwirklicht. Ab 1925 wandte man sich verstärkt dem Schießsport zu: In diesem Jahr wurde mit Franz Trauerstein erstmals ein Scheibenkönig ermittelt, ein Jahr später begann man mit dem Bau eines Schießstandes.

Eine schwere Zeit erlebte der Verein unter dem NS-Regime und litt unter den nationalsozialistischen Repressalien. 1933 verzichteten die Mitglieder dabei freiwillig auf das Schützenfest, weil sie sich nicht von der Kreisleitung der NSDAP parteipolitisch vereinnahmen und gleichschalten lassen wollten. Dennoch musste man sich 1937 notgedrungen dem Deutschen Schützenbund anschließen. Der Schießsport war längst ein aktiver Teil der Wehrertüchtigung der Jugend geworden. Einer Zwangsvereinigung mit den Schützen im Dorf konnte man sich jedoch erfolgreich widersetzen.


Die Festgesellschaft der Feldschützen beim Silberjubiläum 1935 vor dem Vereinslokal Mersch


DieVorstandsherren wie Franz Kauling, Albert Sievers und Franz Sterthaus mit Zylinder und ihre Damen in weißen Kleidern führten den Jubiläumszug 1935 an

Die Feldschützen rückten in den 100 Jahren einige Male ins Rampenlicht. Das geschah jedes Mal zu den Vereinsjubiläen 1935, 1960 und 1985, als lange Festzüge und Grün und Weiß das Bild der Dorfstraßen– wie es auch jetzt wieder sein wird – beherrschten. Kreisweit sorgten sie für Schlagzeilen, als Franz Schulte-Austum 1974 in Metelen erstmals die Würde eines Kreis-Kaisers nach Mesum ins Feld holte. Seit 1953 fördern die Feldschützen den Nachwuchs auf ihren Kinderschützenfesten.


Nach dem Krieg wurde mit der Armbrust geschossen, hier Vogelkönig Heinrich Feldkämper 1949; dahinter Clemens Becker


Das Festkommando beim 50-Jährigen hoch zu Ross mit v.l. Georg Büscher, Clemens Heckmann, Oberst Alfons Stienemann und August Hinterding

So beeindruckend lang die Liste der Könige, Scheibenkönige und Kaiser ist, den Feldschützen ging es in all den Jahren nicht allein ums Schützenwesen. So feierten sie von Anfang an auch immer Karneval, organisierten zeitweise große karnevalistische Sitzungen und gaben kurzzeitig eine eigene Karnevalszeitung heraus. In allerjüngster Zeit wagten sie sich erfolgreich auf närrisches Neuland in Mesum: 2000 luden sie erstmals gemeinsam mit dem TV Mesum zum öffentlichen Kinderkarneval und begründeten 2002 mit bunten Wagen und fantasievoll geschmückten Fußgruppen den Mesumer Straßenkarneval.

Bilder: Vereinsarchiv SVMF und Franz Greiwe
Text: Franz Greiwe