Josefschule: Zwei Vorschläge, viele Probleme und keine Lösung

Was der Förderverein „Josefschule“ in seiner offenen Mitgliederversammlung im „Schwan“ am Donnerstagabend zum Thema „Erhalt der Josefschule und des Dorflatzes“ den Zuhörern präsentierte, kann man schnell zusammenfassen: Es gibt zwei Vorschläge, viele Probleme und keine Lösung. Der Knackpunkt ist dabei der ehemalige Schulhof: Wie soll und kann er in welcher Funktion und Größe als Dorfplatz erhalten bleiben?

Die Ratsmitglieder Resi Overesch und Josef Niehues fassten auf Bitte vom Fördervereinsvorsitzenden Andree Hachmann zunächst den aktuellen Sachstand und die Beschlusslage in Politik und Verwaltung zusammen. „Es gibt noch keine Entscheidungen, nichts ist festgezurrt“, so Resi Overesch. In Kürze werde erstmals der Stadtentwicklungsausschuss eine entsprechende Sachvorlage dazu beraten. Eine Empfehlung an den Rat werde dabei wohl nicht fallen. Man müsse noch Alternativvorschläge erwägen. Eindringlich verwiesen beide auf „die dramatische kommunale Finanzlage: Die Stadt hat auf absehbare Zeit kein Geld für freiwillige Aufgaben wie diese hier!“

Dann erläuterte Architekt Uwe Lohkamp aus Münster seine Planvorstellungen. Er will das alte Schulgebäude erhalten und umbauen zu Wohnraum und für Gewerbe (evtl. ein Cafe). Um das Vorhaben wirtschaftlich stemmen zu können, setzt er an den Giebel einen dreistöckigen Kubus und einen ebenso hohen Längsriegel an, der rechtwinklig zum Altbau die gesamte Schulhoflänge einnehmen wird. Diese Bebauung fasse den Restplatz städtebaulich geordnet gut ein. Wenn einige Bäume fallen würden, könnte dort auch noch ein Festzelt aufgestellt werden. Ferner sei es notwendig, Parkflächen für die Bewohner zwischen Turnhalle und Josefschule zu schaffen, so dass dann die DRK-Garage abgerissen werde.

Andree Hachmann stellte anschließend die „Mesumer Lösung“ aus Sicht des Fördervereins vor, wie sie auch dem Antrag des Stadtteilbeirates entspreche, den jener vor mehr als einem Jahr an die Stadt richtete. Wesentliche Punkte dieses Planes: Namentlich die Mesumer Vereine TV und HV Mesum, die FBS Rheine und die Dorfschützen nutzen die alte Josefschule. Der Dorfplatz bleibt komplett in der jetzigen Form erhalten und nutzbar. Allerdings verhehlte Hachmann nicht den besonderen Problempunkt: Da die Stadt kein Geld hat, müssen die Mesumer die Kosten für die Restaurierung des Altbaues (weitgehend?) selbst aufbringen. Und die beteiligten Vereine werden dauerhaft für ihre Nutzung finanziell herangezogen.

Die angeregte Diskussion arbeitete für beide Vorschläge die Knackpunkte heraus. Schulleiter Gerrit Feld verwies dabei auf den zur Zeit bestehenden sicheren Schulweg über den Josefschulplatz, „den nahezu 100 Prozent unserer Grundschulkinder benutzen, weil dort auch die Fahrradständer stehen“. Ferner sei dort der Eingang zur Turnhalle. Außerdem stelle der Dorfplatz eine wichtige Parkplatzreserve dar. Denn unabhängig voneinander ermittelten er und der VMV, dass dort täglich im Schnitt nahezu 70 Autos parken. Vielfach handele es sich um Eltern, die Kinder abholen oder um Turnhallennutzer.

Eine weitere kritische Frage ergab sich zur Platzgestaltung. Der Förderverein fordert hier eine multifunktionale Nutzung für Feiern, Parken, Großveranstaltungen. Kommt die Lohkamp-Lösung, wird dort kein Festzelt mehr von den Dorfschützen aufgestellt werden können. Darüber waren sich alle einig. Einige Zuhörer mahnten eindringlich, „hier kein Tafelsilber voreilig zu verkaufen: Das ist die letzte, einmalige Chance, im Dorfzentrum einen Dorfplatz, wie es in ihn in anderen Orten und Stadtteilen gibt, zu bekommen.“ Gewarnt wurde auch, „hier keinen weiteren politischen Sündenfall wie beim Verkauf des Kirmesplatzes“ vor etwa 25 Jahren zu begehen. Die Finanzkrise müsse nicht unbedingt auch für die gesamte Zukunft gelten: „Es werden auch wieder finanziell bessere Jahre für die Kommunen kommen.“ Ein Platzverkauf sei unumkehrbar.

Einig waren sich alle darin, dass die alte Schule wegen ihres Denkmalwertes und ihres dorfbildprägenden Charakters unbedingt erhalten bleiben muss, wie es der Ratsbeschluss vorsieht. Über das Wie und vor allem mit welchen Konsequenzen für den Dorfplatz, darüber gingen die Meinungen auseinander. Da wurde nach Alternativen gefragt. Architekt Lohkamp konnte sich auch eine Variante in seinen Plänen vorstellen: Statt des Längsriegels sei ein größer Kubus in der Verlängerung der Schulachse denkbar. Dann würde der Platz nahezu unverändert erhalten.

Am Endes des Abends blieben viele Fragen. Denn im Detail, welche Lösung auch immer möglich ist, steckt bekanntlich der Teufel. Da gibt es noch einiges aufzuarbeiten, wobei die Zeit drängt. Angeregt wurde eine Bürgerversammlung durch den Stadtteilbeirat zum Thema, denn die Meinung der Mesumer sei gefragt.


Vorsitzender Andree Hachmann (l.) und Architekt Uwe Lohkamp referierten die beiden Lösungsvorschläge


Interessiert verfolgten vor allem Vereinsmitglieder die Versammlung


Der Plan von Uwe Lohkamp zur Nutzung und Bebauung von Schule und Platz; links die Wohnhäuser an der Feuerstiege

Text und Bilder: Greiwe