Neuer Besitzer für Bahnhof Mesum: „Das Denkmal bleibt erhalten!“

Mesum – Zugegeben, nicht nur das Wetter ist an diesem Morgen grau, nass und deprimierend: Auch der alte Bahnhof bietet einen traurigen Anblick. Aber es gibt seit kurzem unübersehbar positive Zeichen für Veränderungen und Aufbruch. Rotweißes Flatterband markiert die Grundstücksgrenzen am Vorplatz für die neuen Besitzer Kinga und Carsten Kruse. Nur die Zufahrt aufs Gebäude und zum nördlich angrenzenden Parkplatz bleibt öffentlich. Wo jetzt noch der Bus parkt, ist schon Privatgelände. Für den Bus gibt es einen neuen Warte- und Wendeplatz.

Viele Jahre lang stand der Mesumer Bahnhof, seit 2002 denkmalgeschützt, still und ungenutzt leer. Es gab verschiedene Interessenten für das alte Gebäude, aber es fand sich letztendlich kein Käufer, der all die Denkmalauflagen erfüllen mochte. Bis vor wenigen Tagen: Der Jungunternehmer Carsten Kruse erwarb den Mesumer Bahnhof und samt Vorplatz. Am 18. Januar unterzeichnete er die Kaufverträge.

Der 29-jährige Mesumer wird das gesamte Bauwerk, das seit 1856 in mehreren Phasen immer wieder ergänzt, erneuert und angebaut wurde, sanieren. Dabei wird er die Vorschriften der Denkmalbehörden einhalten: Erhalt der alten Fassaden an beiden Längsseiten und der architektonischen Gestaltungsmerkmale wie Höhen, Dach- und Fensterformen, an denen die Baugeschichte abzulesen ist; Einbau von Holzfenstern mit der historischen Sprossenausformung; neue Verschieferung an der Bahnseite. Nur der jüngste, nach 1950 an der Nordseite angesetzte kleine Anbau mit dem Seiteneingang und den früheren sanitären Anlagen für die Bahnhofsgastronomie wird abgerissen.

Der Mittelteil mit dem ehemaligen Empfangsgebäude, in dem der erste Bahnhofsbau von 1856 aufging, wird zur Wohnung umgebaut. Hier wird Carsten Kruse mit Familie einziehen. Aus dem ehemaligen Wartesaal und Kneipenraum wird dabei das Wohnzimmer. Die ab 1900 südlich in Etappen angebauten Güterschuppen werden saniert, teilweise entkernt und dienen künftig als Motorradwerkstatt, Verkaufsraum und Lager. Teilweise werden die schweren Schiebetüren an der Rampe, die ebenfalls bestehen bleibt, demnächst zu großen Schaufenstern.

Damit erhalten Kinga und Carsten Kruse ein für Mesum ortsbildprägendes Bauwerk, das für ein bedeutendes Kapitel Verkehrs- und Wirtschaftsentwicklung des Ortes ein wichtiges und sichtbares Zeugnis darstellt. Sie setzen damit ein deutliches Signal gegen einen Trend in den letzten Jahren in Mesum, als im Dorf verschiedene alte, historische und für die Lokalgeschichte wertvolle Gebäude abgerissen wurden.

Carsten Kruse besuchte in Mesum die Don-Bosco-Schule, diente acht Jahre bei der Bundeswehr und nutzte die Zeit dort für eine zweifache Berufsausbildung: Kraftfahrer und Motorradmechaniker. Zur Zeit besucht er ganztägig die Meisterschule in Münster und steht dort kurz vor dem Abschluss mit der Meisterprüfung als Motorradmechaniker.

Für ihn und seine Frau Kinga, die beide große Fans historischer Häuser sind, kam überhaupt für ihre zukünftige Bleibe „nur ein Altbau, am liebsten ein Denkmal, in Frage“. Jahrelang suchten sie nach einem passenden Objekt, bis sie hier in Mesum den alten Bahnhof kaufen konnten. Der wird jetzt nach den Plänen des Architekten Frank Rottmann vom Rheiner Architektenteam GRAI umgebaut. Rund 40 Prozent der Umbau- und Restaurationsarbeiten wollen die neuen Eigentümer selbst ausführen. Mut macht ihnen, dass sie bei den ersten Vorbereitungen dazu feststellen konnten, dass die Bausubstanz trotz des augenscheinlichen äußeren Verfalls noch gut ist. „Das hätte ich mir viel schlimmer vorgestellt,“ konnten Carsten und Kinga Kruse aufatmen.

Konstruktiv gestaltete sich auch die Zusammenarbeit mit der unteren und oberen Denkmalbehörde. Der größte Wunsch zur Zeit? „Die Bauzeitenplanungen einhalten können!“ Gedacht ist an eine Fertigstellung der Werkstatt im Sommer, die der Wohnung „auf jeden Fall noch 2013“. Die größte Herausforderung bisher? Es war weniger die Umplanung des Denkmales in Wohnung und Werkstatt, sondern Sorgen bereiteten einige Probleme am Pultdach an der Bahnseite einschließlich des darüber liegenden Schiefergiebels. Kinga und Carsten Kruse gehen aber mit viel Optimismus und Begeisterung an Umbau und Sanierung des alten Gebäudes. Dennoch seien sie „sich sicher, dass es noch einige Überraschungen geben wird.“

Kinga und Carsten Kruse, die neuen Besitzer des Mesumer Bahnhofes, vor ihrem denkmalgeschützten Gebäude

Bild: Greiwe