Ostereier und Osterfeuer: Pfarrgemeinde pflegt altes Brauchtum

Mesum – Die Zeit der festlichen Osterbräuche begann in Mesum mit der Palmweihe am Palmsonntag. Diese verlegte die Pfarrgemeinde bei kaltem Ostwind und gar nicht frühlingshaftem Wetter in die Kirche, wo sich viele Kinder mit bunt geschmückten Buchsbaumsträußen dicht drängten. Anschließend wurde geweihter Buchsbaum verteilt. Früher fütterten die Menschen diese gar an krankes Vieh und hofften auf Heilung.

Zum beliebtesten und bekanntesten Brauchtum an Ostern gehören jedoch die Ostereier und das Osterfeuer. Während etliche alte Bräuche aus der Fasten- und Osterzeit, zum Beispiel die Benennung und Feier der einzelnen Kartage, längst in Vergessenheit geraten sind, wird beides in Mesum, vor allem in der Pfarrgemeinde St. Johannes Bapt., liebevoll gepflegt: das Ostereiersuchen und das Abbrennen des Osterfeuers.

Ostereiersuchen am Ostermontag

Volkskundler haben herausgefunden, dass die Ostereier einschließlich Bemalen und Suchen bereits eine lange Tradition haben, die um tausend Jahre alt ist. Schon im 10. und 11. Jahrhundert sollen Menschen zu Ostern Eier bunt gefärbt haben. Ab dem 17. Jahrhundert ist dann überliefert, dass diese Eier versteckt und gesucht wurden. Dabei gab es jedoch landschaftlich sehr unterschiedliche eierbringende Rivalen wie den Hahn, den Storch, den Fuchs bis hin zu Meister Lampe. Es war dann bis heute letzterer als Osterhase, der sich in der Beliebtheit durchsetzte.

Der Osterhase ist es wohl auch, der in Mesum am Ostermontag viele bunte Ostereier im Pfarrpark verstecken wird. Danach lädt die Pfarrgemeinde alle Kinder und Familien zum gemeinsamen Suchen ein. Beginn ist dazu nach dem 11 Uhr-Familiengottesdienst, den der Minichor mitgestalten wird. Zum Suchen ist vorgesehen, dass die Kinder die Eier, die sie finden, in einen großen Korb legen. Daraus werden dann am Ende alle Eier gerecht verteilt. Im Mittelpunkt soll der fröhliche Spaß am gemeinschaftlichen Suchen für alle stehen, unabhängig von Alter und Schnelligkeit.

In die Rolle des Osterhasen schlüpft wie bereits in den letzten Jahren der Elternkreis „Kinderkirche“. Am Gründonnerstag treffen sich dazu die Väter und Mütter mit ihren Kindern und färben und bemalen die Eier. „So etwa 200 werden es wohl werden,“ weiß Anja Karla vom Vorbereitungskreis. Die Farbgebung soll möglichst bunt und auffällig sein.

Das Gemeinschaftserlebnis des Ostereiersuchens löst einen längst vergessenen Brauch ab, von dem die Brauchtumsforscherin Luise Achterkamp noch 1990 erzählte, der vor allem in Rheine als „Eierrollen auf dem Waldhügel“ bekannt war: „In Mesum rollte man die Eier die tiefe Böschung vom Stickenhover zur Schulten Wiese, heute Prozessionsweg, herunter.“

Osterfeuer am Ostersonntag

Mit dem Osterfeuer ist ein noch älteres Brauchtum im Ort erhalten. Allerdings mit kleinen Veränderungen, die der Verband Mesumer Vereine 1999 einführte. Bis dahin war es gute alte Sitte, am Feuer gemeinsam Osterlieder zu singen. Zur Unterstützung kam lange Zeit die Feuerwehrkapelle. Da die Resonanz bei den Besuchern merklich nachließ, genehmigte der VMV den Veranstaltern, die Messdienergemeinschaft Mesum, am Osterfeuer den Verkauf von Getränken.

„Das große Ereignis am Ostersonntag war das Abbrennen des Osterfeuers bei einbrechender Dunkelheit,“ erinnert sich auch Luise Achterkamp: „In Mesum war es üblich, dass der Pastor mit einer Pechfackel, die er an der Osterkerze entzündet hatte, den Holzstoß zum Brennen brachte. Das Feuer sollte das Leuchten des Lichtes symbolisieren, das die Auferstehung Christi den Menschen gebracht hatte.“ Dazu passten dann auch „die andächtig gesungenen alten Osterlieder“.

Während früher an vielen Ecken und in etlichen Nachbarschaften eigene, meist kleine Osterfeuer brannten, gibt es heute zur Recht strenge Sicherheits- und Naturschutzauflagen zu beachten, so dass ohne behördliche Genehmigung und Überprüfung kein Brauchtumsfeuer mehr möglich ist.

Solche Sicherheitsbedenken und Eingriffe behördlicherseits sind keine Erfindung der Jetztzeit. Vor fast 300 Jahre kam es gar zu einem Verbot, das Fürstbischof Clemens August am 6. Februar 1722 verhängte und wie es im „Provinzialrecht der Provinz Westphalen, Leipzig 1829“ nachzulesen ist. Der Landesherr führte als Begründung u.a. an, dass mit den „so genandten Paesch- oder Oester-Feuer, welche am Ostertag des Abends unter grossen Auffruhr und Zulauff des Volcks zu geschehen pflegt, viele Excesse, Insolentien (= Unverschämtheiten) und muthwillige Missbräuche sich verspüren lassen.“

Ferner seien „Ausschweifungen dabey getrieben“ und das Holz für das Feuer sei „heimblich auß den Büschen geholet, eigenthätig geraubet und gestohlen“ worden. Insgesamt gelte es, diese „ärgerlichen und dem publico höchst schädlichen Unwesen und solche Oster-Feuer bey hoher Straff zu verbieten“, weil sie „mehr dem Satan als Gott dem Allmächtigen zu Lob und Ehren gefrolocket und gesungen“ würden. Stattdessen sollen die Ortspfarrer „auff sichere Stunden des Nachmittags in während der Oster-Feyer-Tage solche absonderlichen Andachten in der Pfarr-Kirche“ mit geistlichen Liedern zur Ehren der Auferstehung Christi halten.

PalmstockweiheDicht drängten sich die Kinder und Eltern am Palmsonntag in der Kirche zur Palmweihe

Ostern 2002Feuer zum Entzünden des Osterfeuers holen die Messdiener nach wie vor wie hier 2002 mit Diakon Ulrich Schulte Eistrup von der Osterkerze

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Beim gemeinsamen Suchen werden die Ostereier zunächst in einem großen Korb gesammelt und dann verteilt

Bilder: Greiwe