Viele Fragen nach der Zukunft des Mesumer Bahnhofes

Das Interesse bei Vereinen und Bürgern an einer Besichtigung des Mesumer Bahnhofs, zu der der Stadtteilbeirat eingeladen hatte, war überraschend groß. Viele wollten das Gebäude auch einmal von innen sehen, das sie bisher nur vom äußeren Augenschein her kannten. „Und damit wir wissen, worüber wir nachher in der Sitzung reden“, begründete Vorsitzender Rudolf Kölling-Gröning.

Das war aber nachher nicht allzu viel, wenn man einmal davon absieht, in welch marodem Zustand das Bahngebäude sich im Augenblick befindet. Noch, fügten manch Besucher nach dem Gang durch das Haus an, denn der zunehmende Verfall ist an den Zerstörungen schnell ablesbar. Nachbarn berichteten, dass in jüngerer Zeit vermehrt Scheiben eingeworfen wurden. So konnte es nicht verwundern, dass kein Fenster mehr heil ist.

Darüber waren sich dann alle schnell einig: Die Bahn lässt ihr Eigentum verfallen und verkommen. Wenn es so weitergehe, dann werde man in wenigen Jahren kaum noch erhaltenswerte Substanz vorfinden, befürchtete man Diskussionsteilnehmer. Dem Vandalismus stehen dort Tür –im wahrsten Sinne! – und Tor offen.

Dabei ist das Bauwerk von seinem Geschichts- und Denkmalwert für die Gemeinde von unschätzbarer Bedeutung. Daher müssten Restaurierung und Erhaltung „ein Herzensanliegen für alle in Mesum sein“, wünschte sich Ratsfrau Resi Overesch. Denn jeder Mesumer hat in seinem Leben oft mit dem Bahnhof zu tun gehabt, viele nutzen ihn tagtäglich. Ohne Bahnanschluss und Bahnhofsbau vor genau 150 Jahren wäre Mesums Entwicklung und Aufschwung samt Industrialisierung undenkbar gewesen, fasste Rudolf Kölling-Gröning zusammen. Diese Phase Mesumer Historie ist an dem Gebäude wie in einem Bilder- und Lesebuch gut ablesbar.

Viele Fragen kamen dann zur Zukunft des Bahnhofes. Fest steht, so Ratsherr Josef Wilp, dass die Bahn das Gebäude samt Umland gern verkaufen würde. Auch zu einem akzeptablem Preis. Aber damit würden die Probleme erst recht beginnen, „denn auch Geschenke können teuer zu stehen kommen“. Darum suchte der Stadtteilbeirat nach Ideen, Vorschlägen, Möglichkeiten, Wünschen und Nutzungen.

Über eine denkbare Lösung informierte Günter Osterbrink, Führer des Feuerwehrlöschzuges Mesum. Schon seit drei Jahren suche der Löschzug verstärkt nach Auswegen aus der beengten Situation am und vor allem im jetzigen Feuerwehrgerätehaus. Jetzt gebe es erste Gespräche und Vorprüfungen, ob es für die Wehr Mesum vielleicht einen Umzug zum Bahnhofsgebäude geben könne. Dazu erstellte die Feuerwehr eine Auflistung mit Pflichtenheft zu Anforderungen und Raumprogramm für einen sich in den nächsten Jahren notwendigerweise vergrößernden Löschzug (mehr Personal, fünf statt drei Großfahrzeuge). Dazu erarbeite die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie, ob das alles am und im Bahnhofsgebäude realisiert werden könne.

Eine solche Problemlösung wäre für den Beirat optimal. Darum will er nun die Gespräche mit der Feuerwehr abwarten, ehe in einer weiteren Sitzung erörtert werden soll, ob es weitere Überlegungen zu anderen Nutzungen gibt. Die „Dampflok- und Eisenbahnfreunde“ konnten sich dazu vorstellen, wie in anderen Orten (z.B. Metelen) einen Interessen- und Förderverein „Bahnhof Mesum“ zu gründen, „denn ein Verein allein kann eine solche Aufgabe nicht schultern“.

Angeführt wurden weitere Denkmodelle und Ideen, angefangen von einer privaten Nutzung (Kleingewerbe, Gaststätte, Büroräume, Wohnen) bis hin zu einem „Haus der Vereine“. Nur mit dem Engagement vieler Bürger wäre allerdings letzteres zu bewerkstelligen. Da ist demnächst neben viel Geld ebenso viel Fantasie gefragt, wenn für den Bahnhof in Mesum der letzten Zug – wortwörtlich genommen – nicht abgefahren sein soll.


Viele Bürger wollten mit dem Stadtteilbeirat ihren Bahnhof besichtigen


Am Bahnhof Mesum hängt die Hauslampe schief


Am Gebäude gibt es nur noch zerstörte Fenster


Ein Bild voller Symbolik: Ist bald für das Bahnhofsgebäude der letzte Zug abgefahren?

Bilder und Text: Franz Greiwe