Osterspaziergang auf historischen Spuren in Mesum

Kaum eine Zeit ist so voller alter, liebenswerter Bräuche und Traditionen wie die Osterzeit. Etliches davon ist bis heute erhalten geblieben und wird weiterhin erhalten und gepflegt. Das Osterfeuer, das auch in Mesum in diesem wie in jedem Jahr am Abend des ersten Ostertages abgebrannt wird, gehört dazu. Ferner bleibt das Ostereiersuchen für alle, die noch an den Osterhasen glauben, ebenfalls ein beliebter Brauch, der am Ostermorgen in nahezu allen Familien nicht fehlen darf.

Zum Programm der Festtage gehörte früher in vielen Familien der traditionelle Osterspaziergang, an den sich viele Kinder heute noch erinnern werden. Gelegentlich war er verbunden mit dem Besuch naher Verwandte. Denn es ging stets in die nähere Umgebung Mesums, etwa in den Schultenbusch, an die Ems oder ins Venngebiet. Nur wer motorisierte war, fuhr auch schon mal nach Rheine in den Heimattiergarten, der damals noch keineswegs so prächtig ausgestattet, besuchenswert und anzusehen war wie der heutige NaturZoo.

Die Rituale bei diesem Spaziergang waren stets gleich. Dazu gehörte vor allem, dass die Eltern oder andere Erwachsenen beim Gang durch den Wald hin und wieder diskret ein Bonbon oder eine andere kleine Süßigkeit fallen ließen, die angeblich der Osterhase hier zur Freude von den Kindern in aller Eile verloren und dann vergessen hatte. Und die dann jedes Mal jubelnd aufgefunden wurden. Daraus entwickelte sich eine spannende Suchaktion, die allen Beteiligten viel Spaß bereitete.

Wer den alten Brauch des Osterspaziergangs für sich erhalten möchte und sich vom hoffentlich guten Osterwetter ins Freie locken lässt, dem kann der VMV in diesem Jahr eine besonders ausgewählte Strecke dafür empfehlen. Der darf auf historischen Spuren durch Mesum wandern und sich auf eine ganz spannende Suche begeben, auf der er noch manch unbekannte Information finden kann. Da die Route mitten durchs Ortszentrum führt, ist sie jederzeit ganz nach Können bequem zu unterbrochen oder zu verkürzen.

Erarbeitet wurde die historische Route im letzten Jahr vom Arbeitskreis „Ortsgestaltung“, als er sieben neue Bronzetafeln an historischen und denkmalwerten Gebäuden anbrachte. Sie erzählen dort in Kurzform das Wichtigste zur Geschichte und Entstehung des Bau- oder Kunstwerkes, beschreiben die baulichen, künstlerischen und architektonischen Besonderheiten und die heutige Nutzung. So ergibt sich ganz wie von selbst ein kleiner, informativer Rundgang durch Mesums Geschichte.

Die letzte der sieben Bronzetafeln wurde vor einer Woche mit dem Motiv und der Geschichte des „Ausrufers“ am alten Gasthof „Zum Schwan“ offiziell enthüllt. Hier stand über viele Jahrzehnte ein Polizeidiener oder Gemeindemitarbeiter und verkündete die amtlichen Nachrichten für alle Mesumer, die auf diese Weise alles, was für sie von Wichtigkeit war, erfuhren. Zu jener Zeit gab es in den Haushalten noch keine Zeitung. Von Telefon, Radio und Fernsehen ganz zu schweigen.

Die anderen sechs Tafeln hängen am Bildstock des hl. Lazarus, an der 5. Kreuzwegstation an der Nielandstraße, am HOT Alte Dame, am Josef-Kamp-Haus, am Spieker und vorn am Turm der neuen Kirche, gleich neben dem Haupteingang. In den Rundgang einschließen sollte man allerdings auch jene Tafeln, die bereits früher angebracht wurden: am Seiteneingang der alten Kirche und die beiden an den Bronzefiguren von „Schmachtlapp“ und „Feldpogge“. Sie stellen eine Sonderheit dar: Eine enthält den Text in plattdeutscher Sprache, die andere die Übersetzung ins Hochdeutsche. Anmerken sollte man hier noch, dass sofort nach Renovierungsarbeiten am alten Pastorat, die in diesen Wochen anlaufen, auch hier eine Infotafel angebracht wird.

„Verfügt und publizieret wird ferner, dass diese Bronzetafeln von allen Mesumer Eingesessenen wenigstens einmal in ihrem Leben besucht und gelesen werden müssen“, diktierte Horst Strotmann in seiner Rolle als amtlicher Ausrufer, als er die vorerst letzte Bronzetafeln am „Schwan“ mit enthüllen half. Heute wird sich im Gegensatz zum 19. Jahrhundert sicherlich niemand mehr auf diese Weise zu einem Rundgang „verfügen“ lassen.

Das muss auch keineswegs sein, denn die einzelnen Stationen sprechen durchaus für sich und sind jede für sich schon allein einen Besuch wert: Es sind nicht nur wertvolle und zugleich geschichtsträchtige Gebäude wie die Kirchen, das HOT, der Spieker und das Josef-Kamp-Haus darunter, sondern auch feine Kunstwerke von Rang und Bedeutung für Mesum, die wie Perlen aneinander gereiht Mesums Ortsmitte zieren. Das gilt ganz besonders für das Ensemble Lazarus-Bildstock und Wegekreuz, im Vorjahr aufwändig restauriert und erneuert, und die 5. Kreuzwegstation von 1864, liebevoll von der Nachbarschaft an der Nielandstraße gepflegt.

Eher werden viel dem Ausrufer zugestimmt haben, als er „die bronzenen Informationstafeln der geneigten Bürgerschaft und allen Eingesessenen von Mesum zu deren Freude und erbaulichem Nutzen“ empfahl, weil sie „geschrieben, gegossen und angebracht wurden zur größeren Ehre Mesums und zur allgemeinen Erbauung und zur Wissensmehrung der Mesumer über ihren schönen Heimatort, seine Geschichte und die der altwehrwürdigen Denkmale, an denen diese Tafeln angeschlagen wurden“, und „die geneigte Öffentlichkeit damit zugleich diesen Kunstwerken gegenüber zu allem schuldigen Respekt, zu gehorsamster Beachtung und sorgfältigster Achtung“ verpflichtete.


Die Bronzetafel links von der Eingangstür am Josef-Kamp-Haus


Am Ensemble Lazarus/ Wegekreuz liegt die bronzene Tafel auf einem Sandsteinpult


Gleich neben dem Eingang hängt die Tafel am HOT „Alte Dame“


Links auf der kleinen Mauer steht die Infotafel an der alten Kreuzwegstation von 1864 an der Ecke Nielandstraße/ Feuerstiege


Die erste Bronzetafel kam schon vor acht Jahren an die alte Kirche

Text und Bilder: Franz Greiwe