Mesumer Traditionsunternehmen bleibt erhalten

Auf eine mehr als 100-jährige Geschichte blickt das Mesumer Bauunternehmen Büscher schon zurück. Immer war es bisher über drei Generationen lang im Familienbesitz. Jetzt gab es einen Besitzerwechsel: Günter Kötters und Norbert Steingröwer übernahmen am 1. März von Ewald Büscher das Baugeschäft als neue Inhaber. Damit bleibt das Traditionsunternehmen in Mesum erhalten.

„Dass zwei so erfahrene Baufachleute die >Ewald Büscher Bauunternehmen GmbH< übernehmen und damit in ihrem Bestand dauerhaft sichern, ist nicht allein für mich ein Glücksfall, sondern vor allem für die Mitarbeiter, die Kundschaft und für Mesum," freute sich Ewald Büscher. So bleiben alle 20 Firmenbeschäftigte in Arbeit und Brot. Die neuen Inhaber möchten sogar noch "in naher Zukunft das Unternehmen personell um eine weitere Kolonne aufstocken und damit neue Arbeitsplätze schaffen". Die beiden Neu-Unternehmer sind ganz erfahrene Hasen im Geschäft. Polier Günter Kötter, ein Mesumer, kam 1978 schon als Auszubildender in das Baugeschäft Büscher und blieb ihm bis jetzt ununterbrochen treu. Hochbautechniker und Zimmermeister Norbert Steingröwer aus Bevergern arbeitet seit 12 Jahren hier. So wissen beide von der Pike um ihr jetziges Metier und neues Aufgabenfeld, weil sie Land und Leute, Kundenkreis und Umfeld bestens kennen.. Beide wollen das Unternehmen fortan in bewährten Bahnen weiterführen und die bisherigen Fachgebiete noch ausbauen: Hochbau aller Art und schlüsselfertiges Bauen für Industrie und privates Wohnen. Dazu übernahmen sie nicht nur das gesamte Stammpersonal, sondern auch alle Maschinen, Geräte und Fahrzeuge und nutzen fortan auch die komplette Immobilie mit Hallen, Unterständen, Lagerplatz und Büro, so dass sich auch an der Anschrift nichts ändern wird. Froh ist Ewald Büscher, der nun aus Altersgründen in den Ruhestand geht, auch darüber, dass seine Nachfolger den historischen und eingeführten Firmennamen übernahmen: "Büscher Bauunternehmen GmbH & Co KG". Denn sein Großvater gründete vor mehr als 100 Jahren das Baugeschäft in Mesum. In dieser langen Zeit entstanden in Mesum und im weiten Umkreis viele bedeutende Bauwerke (Kindergärten, Schulerweiterungen, Don-Bosco-Schule, Sporthalle Hassenbrock, Schule Elte, Feuerwehrgerätehaus, neue Post Emsdetten, Fabrikgebäude, Wohnsiedlungen, etc.), so dass sich ein kleiner Rückblick in die interessante Firmengeschichte lohnt. Vor und kurz nach 1900 lockte die junge aufstrebende Mesumer Textilindustrie nicht nur viele Arbeitskräfte aus der Region an, sondern auch etliche innovative Handwerker, die hier einen guten Markt für ihre Produkte, Dienste und Angebote sahen: 1880 Schneider Feismann, 1881 Seiler Kleier, 1885 Schreiner Walterskötter, 1889 Anstreicher Glasmeyer, 1890 Metzger Achterkamp, 1900 Bäcker Schräer, 1904 Anstreicher Ringbeck, 1911 Müller Greiwe, um nur einige zu nennen. So kamen um 1903 die Gebrüder Georg und August Büscher aus Recke nach Mesum, wo ihr Vater ein Baugeschäft betrieb, in dem sie ihren Beruf als tüchtige Bauhandwerker erlernt hatten. Das hieß damals, dass sie nach alter Schule zugleich als Maurer, Zimmermann, Fuger, Putzer, Plattenleger, Bauschreiner, Einschaler, Betonwerker, Fußbodenleger, Holzfäller und Gerüstbauer tätig werden konnten. Die jungen tatkräftigen Bauleute gründeten gemeinsam in Mesum ein Baugeschäft, dessen erster renommierter Bauauftrag, der zugleich zum anerkannten Nachweis ihrer großen Fähigkeiten wurde, das neue Pfarrhaus mit Stallanbau (heute altes Pastorat) war. Kein Geringerer als der damals sehr namhafte Architekt Nordhoff aus Münster übertrug ihnen 1905 die Bauausführung für den zweigeschossigen Ziegelbau, dessen markant gezimmerte Giebelüberdachung der Krüppelwalme, die leider später entfernt wurde, allerhöchste Zimmerbauhandwerkskunst erforderte. Wiederholt lobte Nordhoff, so kann man in den alten Akten lesen, "den so fähigen Polier am Bau von Büscher". Für alle Erd-, Maurer-, Zimmer, Dachdecker- und Steinmetzarbeiten berechnete Büscher damals 17 006 Mark. Noch bei ihrem ersten Bauauftrag in Mesum, dem Neubau Steggemann im Feld, reisten die Brüder 1903 aus Recke an und wohnten im Schuppen an der Baustelle. Der damals abgeschlossene "Baukontrakt" enthält detailliert alle baulich zu erbringenden Leistungen, die man heute als "schlüsselfertiges Bauen" bezeichnen würde. Alles für den Hausbau war zu liefern und zu errichten: Von den "rothen Ziegelsteinen von Leschede 1ter Sorte" über "Beschlag der Thüren und Fenster aus Pitschpine-Holz" bis zu "sämmtlichen Dielen aus gutem Zement" oder "Zementplatten": "Mit dem Neubau kann begonnen werden am 1ten April und muss zum 1ten Juli wenigstens gut bewohnbar hergestellt sein." Dann siedelten die Brüder um 1904/05 endgültig nach Mesum um und richteten ihr Baugeschäft zunächst behelfsmäßig in einem alten Haus nahe Brüggemann an der Bahn ein, ehe sie sich dann – jeder Bruder für sich – an der jetzigen Industriestraße gleich nebeneinander je ein Eigenheim bauten. Neben dem Baugeschäft betrieb jeder noch einen kleinen Kotten mit ein paar Kühen, Federvieh, Schweinen für den Eigenbedarf und einem Pferd, das als Zugtier fürs Baugeschäft eingesetzt wurde. Interessant ist, dass viele ihrer Maurer aus dem benachbarten Tecklenburger Land und damit aus ihrer Heimat kamen: Josef und August Holthaus, Kleinberns, Verlage, um auch hier nur einige zu erwähnen. Zur Jahreswende 1929/30 trennten sich die Brüder und gingen geschäftlich getrennte Wege. Als Georg Büscher 1942 starb, übergab er sein Bauunternehmen an seinen Sohn Hugo. Von dem übernahm 1972 dessen Sohn Ewald die Firmenleitung, die jetzt mit der Übernahme der neuen Inhaber endete.
Der erste große Neubau der Gebrüder Büscher 1905: das Pastorat, hier im Bild von 1931, das noch die markant gezimmerte Giebelüberdachung aufweist


Von Ewald Büscher (r.) übernahmen Norbert Steingröwer und Günter Kötters (v.l.) nicht nur das traditionsreiche Unternehmen, sondern auch den Firmennamen

Text und Bilder: Franz Greiwe