RFV Mesum: Festkommers als bunte Mischung zwischen Festreden und Pop-Musik

Mit einem gelungenen, kurzweiligen Auftakt begann der Reit- und Fahrverein Mesum sein Festtage zum 75-jährigen Vereinsjubiläum. Der Kommers am Freitagabend im festlich geschmückten Zelt auf der Reitanlage bot dazu den würdige Rahmen: eine bunte Mischung aus Festreden, Rückblick auf die Vereinshistorie, Showtanz und rockiger Pop-Musik. Vorsitzender Franz Hans hielt sein Versprechen, das er bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr gegeben hatte, wie er in seinem Grußwort bekannte: „Wir feiern ein großes Jubelfest.“ Zum Mitfeiern begrüßte er viele Gäste aus Politik und Sport, Verbänden und Vereinen. Sein Dank galt vor allem dem Festausschuss, „der sich ein Jahr lang einmal wöchentlich zur Vorbereitung traf“.

Den Reigen der Gratulanten, die sich allesamt als Pferdesportkenner outeten, eröffnete die stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Helmes, die den großen Staatsmann Winston Churchill zitierte: „Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist verloren.“ Der RFVM habe in den 75 Jahren „ein bedeutsames Kapitel Zeitgeschichte in Mesum und im Leben der Stadt mitgeprägt.“ Alfred Prus gratulierte als VMV-Vorsitzender für alle Mesumer Vereine.

Landrat Thomas Kubendorff punktete beim Publikum mit seinen eigenen Reiterfahrungen: „Ich weiß aus meinen eigenen Reitertagen, was ein Bügeltrunk ist.“ Er wies auf die Bedeutung der Pferderegion Münsterland hin, die jetzt in Europas größtes zusammenhängendes Reitwegenetz eingebunden werde. Dazu gehöre auch Rheine. An die großen reitsportlichen Erfolge des Jubelvereins der jüngeren Zeit erinnerte Paul Laumann als Vorsitzender des Kreisreiterverbandes Steinfurt: „Alles hier in Mesum ist schön.“ Er sprach damit die Reitsportanlage an, die hier 2002 am Pegelbusch eröffnet wurde und wo seit Jahren das Jugendreitturnier des Kreises ausgetragen werde: „Das unterstreicht den hohen Stellenwert der Jugendarbeit in Ihrem Verein.“

Josef Wilp, als Landtagsabgeordneter und „heimlicher Bürgermeister von Mesum“ besonders begrüßt, wählte in seiner Festrede einen besonderen Blickwinkel zum Thema „Das Pferd – Helfer und Gefährte des Menschen“. Er wisse dabei allerdings in Anlehnung an eine volkstümliche Redensart, dass es dazu im Festzelt viele Experte gebe: „Erzähl den Leuten hier ja nichts vom Pferd; davon wissen die allermeisten Anwesenden hier erheblich mehr als ich.“ Darum ging er in einem Schnelldurchgang durch die Kulturgeschichte des Pferdes und verwies dabei auf den hohen Bekanntheitsgrad berühmter Pferde wie Winklers „Halla“ im Reitsport oder Winnetous „Iltschi“ in Romanen. Sein Fazit: „Das Pferd hat dem Menschen als Zug-, Trag- und Reittier unermessliche Dienste geleistet.“ Als Geschenk hatte er einen ganz persönlichen Glückwunschbrief des Landesministers Uhlenberg und einen großen Pferdekalender dabei.

Lang war die Liste der 40 Vereinsjubilare, was beim 75-jährigen Bestehen niemanden verwundern konnte. Vorsitzender Frank Hans und sein Stellvertreter Hermann-Josef Schulte Mesum ehrten mit Nadeln und Urkunden zunächst Martin Bagert, Sabine Brinkmann, Karl Bülter, Anne Helmers und Josef Veltrup für 25; dann Elke Feldhaus, Paul Focke, Josef Fromme, Irene Grewe, Birgit Gronotte, Josef Hesselmann, Hiltrud Kemner, Wilhelm Kockmann, Gertrud Konert, Maria Leusmann jun und sen, Annette Pöpping, Sylke Sasse, Wilhelm Schulte, Martina Wienkamp, Bernd Wörmann und Silke Feistmann für 30; danach Karl Brünen, Jan Piet Ewertz, Richard Feismann, Heinz Findeisen, Josef Gronotte, Heinz Ramrath, Wolfgang Schwarzer, Anne Thiede und Ewald Wulle für 40 Jahre Mitgliedschaft im RFVM.

Besonders hoben die beiden Vorsitzenden die Treue von Franz Tiltmann, Ludger Wältring, Hermann-Josef Schulte Mesum, Rudolf Kölling-Gröning und Helmut Gravermann für 50 Jahre Treue zum Verein hervor. Der Beifall steigerte sich noch, als Josef Bagert, Clemens Gronotte, Anton Knüver und Willi Greiwe für 60 und mehr Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden.

Zwischendurch und zum Abschluss des Kommersprogrammes konnte Hans-Dieter Vinerius, der sehr unterhaltsam den Abend moderierte und dafür viel Beifall bekam, musikalische Highlights ansagen. Er kündigte dabei Mitglieder der Jugendgarde als „sehr talentierte Showdarsteller, die nicht nur exzellente Pferdeleute sind“, an. Die jungen Damen zeigten in zwei Auftritten eine hinreißende Musical-Schau mit ABBA-Melodien und Tanz. Die Tanzgarde der Feldmäuse bot tanztechnisch und choreografisch perfekte Darbietungen und kam ohne eine Zugabe nicht herum. Das alles krönte noch Marcel Elsner, im Verein und Vorstand als Sprecher der Fahrabteilung tätig, mit einer tollen Elvis-Nummer. Wie und was er da als „Rocklegende“ auf der Bühne und im Publikum stimmungsvoll parodierte, rockte und sang, das riss die Zuhörer und Gäste förmlich vor Begeisterung von den Stühlen.

„Das waren noch Zeiten — was nicht in der Festschrift steht“

Zum Jubiläum gab der RFV Mesum eine kleine, lesenswerte Festschrift heraus, die chronologisch geordnet das Vereinsleben widerspiegelt. „Das waren noch Zeiten“, sagte Hans-Dieter Vinerius als Moderator und Autor der Schrift dazu auf dem Festkommers und meinte damit alles, „was nicht in der Festschrift steht.“ Was er dann vortrug, waren lustige Schmankerl und witzige Anekdoten über kuriose Ereignisse und Begegnungen „aus dem Nähkästchen des Vereins“. Hier eine kleine Auswahl:

„1947: Als man im Jahre 1947 eine Vereinssatzung drucken lassen wollte, musste man wegen der allgemeinen Rohstoffknappheit vier Kilogramm Altpapier liefern, damit dieses Vorhaben überhaupt möglich wurde.“

„1948: Das erste Turnier nach der Wiederbegründung des Vereins musste wegen der Währungsreform in den Herbst verschoben werden. Die bestellte Vereinsstandarte konnte nicht abgenommen werden mit der Basta-Begründung: Der Verein hat wegen der Währungsreform kein Geld mehr.“

„Die Reitpferde waren in den Nachkriegsjahren in erster Linie Arbeitspferde bei den Bauern und täglich im Einsatz. Deshalb wurden beim Reitunterricht verletzte Pferde durch den Tierarzt auch schon mal arbeitsunfähig geschrieben.“

„1949: Bei der Fuchsjagd wurde extra im Protokoll vermerkt, dass außer einem warmen Essen auch eine Tasse echten Bohnenkaffee je Vereinsmitglied gereicht wurde.“

„1963: Kuriose Ehrenpreise beim Jugendturnier waren eine Kiste Handelsgold Zigarren und eine Flasche Rum mit zwei Gläsern.“

„1969: Bei einem Vereinsausflug nach Dülmen zum Merfelder Bruch gewann ein Mitglied ein Wildpferdfohlen. Kurzerhand wurde das kleine Pferd mit in den Bus nach Hause mitgenommen. Das Fohlen hat den ungewöhnlichen Transport unbeschadet überstanden. Schließlich waren ausgewiesene Pferdeleute dabei.“


Moderator Hans-Dieter Vinerius


Vorsitzender Frank Hans


Dank sagte Frank Hans (l.) für die gute Arbeit des Festausschusses


Stellvertretenden Bürgermeisterin Marianne Helmes


Landrat Thomas Kubendorff


Die Jugendabteilung des RFV begeisterte mit ABBA-Auftritten


MdL und Festredner Josef Wilp überreichte Dieter Vinerius einen großen Kalender als Geschenk


Ein Höhepunkt im Unterhaltungsprogramm: die Tanzgarde der „Feldmäuse“


Frank Hans (l.) und sein Stellvertreter Hermann-Josef Schulte Mesum (r.) ehrten die Jubilare Willi Greiwe, Josef Bagert und Clemens Gronotte für 60 und mehr Jahre Mitgliedschaft


Alle Jubilare des RFV, die für 25 und mehr Jahre geehrte wurden


Als Elvis alias Marcel Elsner über die Bühne rockte, riss es die Zuschauer von ihren Stühlen

Text und Bilder: Franz Greiwe