“Ein Polizist, mit dem man reden konnte“

Am Dienstagmorgen gab es für ihn in Steinfurt die offizielle Verabschiedung in den Ruhestand und die dazu gehörige Urkunde aus der Hand des Landrates, am Nachmittag folgte der Abschied in Mesum in seinem Dienstzimmer: Polizeihauptkommissar Ludger Thiemann. Nach 14 Jahren Einsatz im Bezirkspolizeidienst für die Stadtteile Mesum und Elte verabschiedeten ihn in seiner Dienststelle an der Nielandstraße im gemütlichen Rahmen VMV-Vorsitzender Alfred Prus, die Schulleiter Karl-Heinz Kemper und Gerrit Feld, Polizeipfarrer Erich Elpers und einige Kollegen. Mit dabei war mit Polizeihauptkommissar Hartmut Lichtenstein auch der Nachfolger Thiemanns als Bezirkspolizeibeamter für Mesum und Elte.

„Wir Mesumer bedauern sehr, dass ‚unser Ludger‘ geht. Denn er war immer für Mesum da, gleich ob bei Prozessionen oder Festumzüge,“ sagte Alfred Prus im Namen aller Vereine herzlich Dank „für den großen Einsatz im Stadtteil“. Ludger Thiemann sei immer präsent gewesen: „Er war ein Polizist, mit dem man reden konnte und den man überall gern sah.“ Letzteres schränkte Prus dann gleich allerdings ein: „Das gilt so wenigsten für die meisten Mesumer!“ Gemeinsam und gern erinnerten er sich mit Thiemann „an die lange und gute Zusammenarbeit und an manche Schlacht, die geschlagen wurde“. Letzterer versprach, er werde auch künftig als Ruheständler „ganz bestimmt keinen Bogen um Mesum herum machen, wenn ich mal mit dem Fahrrad unterwegs bin.“

Rektor Kemper betonte zunächst „unser gemeinsames Schicksal“, weil beide in diesen Tagen gleichzeitig in den Ruhestand gingen. Er verwies besonders auf die Einrichtung des „runden Tisches“ in der Zusammenarbeit Hauptschule-Polizeibezirksdienst, die sich im Laufe der Jahre sehr bewährt habe: Bei Schülerstraftaten habe man Schüler, Eltern, Schulleitung, Lehrer und Polizei unverzüglich zum direkten Gespräch gebracht und „so manchen jungen Menschen rechtzeitig und nachhaltig wieder auf den rechten Weg bringen“ können. Da hätten sich die guten und schnellen Kontakte zur Polizei vor Ort sehr bewährt. Gemeinsam habe man „eine gute Aufklärungsquote erreicht“, waren sich beide schmunzelnd einig.

Der scheidende Polizeibezirksbeamte bekannte, gern in Mesum und Elte gearbeitet zu haben. Vor allem die Arbeit in den Kindergärten und Schulen behalte er in guter Erinnerung. Verkehrserziehung, Beratung und Betreuung seien für ihn dort wichtige und zugleich schöne Aufgaben gewesen. Unvergessen bleiben werden ihm ferner die großen Volksfeste und Vereinsjubiläen, die er in seinen Dienstjahren begleiten und miterleben durfte. Ein „I-Tüpfelchen“ wie den Einzug 2004 von „der kleinen Bude“ im Gemeindehaus in das jetzige schöne Büro wollte er in seiner kleinen Dienstbilanz nach 14 Jahren ebenso wenig verschweigen wie „die drei Banküberfälle in Mesum, die es leider als negative Höhepunkte zu bearbeiten gab“. Diese seien allerdings aufgeklärt worden.

Ludger Thiemann, Jahrgang 1950, erlernte nach der Schulentlassung den Kaufmannsberuf und trat am 1. Oktober 1969 in den Polizeidienst. Nach seiner Ausbildung, die er in Bochum, Essen und Köln absolvierte, war er von 1971 bis 1978 in Köln tätig. Zum 1. April 1978 kehrte er in seine Heimat, den Kreis Steinfurt, zurück und versah für sieben Monate Kontrolldienste auf dem Flughafen FMO in Greven, ehe er für 18 Jahre in den Verkehrsdienst zur Polizeiwache Emsdetten-Greven wechselte. Dann kam er in den gehobenen Dienst und 1995 zur Polizeiwache Rheine. Von dort aus übernahm er am 24. August 1998 als Bezirksbediensteter für Mesum und Elte eine neue Aufgabe.

Wie wird nun der kommende Ruhestand aussehen? Um neue Aufgabe müsse er sich kaum bemühen, denn er werde auch weiterhin sich in seinem Heimatort Rodde ehrenamtlich in Pfarrgemeinderat und Stadtteilbeirat engagieren. Vielleicht werde er auch seine Frau, die noch berufstätig sei, im Haushalt entlasten, konnte Ludger Thiemann sich schmunzelnd vorstellen. Außerdem wäre „etwas mehr Sport und – natürlich – mehr Urlaub auch nicht schlecht“.


Abschied vor der Dienststelle in Mesum v.l. Franz-Josef Niehoff, Leiter des Polizeibezirksdienstes, Alfred Prus, Ludger Thiemann, Karl-Heinz Kemper, Hartmut Lichtenstein, Polizeipfarrer Erich Elpers und Berthold Hömme, Leiter der Polizeiwache Rheine

Text und Bild: Franz Greiwe